London Unruhen - Sonntag, 7. August 2011 (Fortsetzung 05)
22.40: Die politische Kommentatorin Gaby Hinsliff twittert:
# Tottenham bestimmt nun deutlich die Polizeireformdebatte. Polizisten in meiner Timeline deuten an, Unruhen bedeuten, man darf Personal / Gehalt / Pension etc. jetzt nicht verringern ...
22.55: „‘Polizei und die Schnitzer bei den Unruhen ' ist der Aufmacher der Daily Mail am Montag.
Es wird berichtet, dass London eine zweite Nacht mit Unruhen erlitten hat, nachdem Fragen zu den Schüssen auf Mark Duggan gestellt wurden. Hinzugefügt wird, dass ein hochrangiger Beamter der Metropolitan Police „Stunden vor dem Chaos“ seinen Urlaubsort verlassen hat.
22.07: Der Leiter des Enfield Council, Doug Taylor, erzählte Sky News, dass Enfield seinen Anteil an den Problemen habe, verursacht im Zusammenhang mit städtischer Deprivation.
„Wie viele Bezirke haben wir Schwierigkeiten, aber das deutlich über dem Durchschnitt. Es gibt keine richtige Erklärung, keine Milderung dessen, was hier geschehen ist“, fügte er hinzu.
Während er hinzufügte, dass die Polizei „eine gewaltige Arbeit zu tun hatte“, sagte er, dass eines der Probleme war, dass sie auch ein Auge auf Tottenham hatten, während es „ein Gedanke“ war, es könnte auch Probleme in Enfield geben.
11.20: Paul Lewis twittert:
Das ist abgestimmt. Jugendliche auf der Straße sagen, es ist seit langem „geplant“ um Mitternacht in # EdmontonGreen zu sein.
23.31: David Cameron war unter den Politikern derjenige, der die Gewalt in Nord-London verurteilte, während lokale Abgeordnete die Unruhen ein Angriff auf die einfachen Menschen nannten, schreibt Andrew Sparrow in einer Zusammenfassung politischer Reaktionen:
Aber Ken Livingstone, Labours Bürgermeisterkandidat, schlug einen anderen Ton an, was darauf hindeutet, dass die Regierung eine gewisse Verantwortung für das Geschehene trägt.
Es gebe „wachsende soziale Verwerfungen in London“, sagte er in einem Beitrag auf der Website LabourList. „Die wirtschaftliche Stagnation und die Kürzungen durch die Tory-Regierung bewirkten zwangsläufig eine soziale Spaltung.“
Zwar betont er, dass es „keine Rechtfertigung“ für die Gewalt gebe, sagte Livingstone auch, es sei „pure Heuchelei“, wenn die Tories die Menschen dazu drängen, die Polizei zu unterstützen, während die Regierung in Wirklichkeit die Anzahl der Polizisten verringert.
Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson sagte: „Ich bin entsetzt über die Szenen der Gewalt und Zerstörung in Tottenham. Die Ereignisse, die zu diesen Unruhen führten, werden gesetzesmäßig von der IPCC (unabhängige Beschwerdestelle der Polizei) untersucht werden. Personen und Sachen zu schädigen, wird nichts zur Erleichterung der Untersuchung beitragen - es wird die Lage nur schlimmer machen.“
11.40: Es gibt Unruhen im Verlauf von mindestens der letzten halben Stunde in Brixton.
Andrew Hough des Daily Telegraph twittert vom Schauplatz:
Mindestens 200 Jugendliche warfen Steine + Flaschen auf die Polizei. Unternehmen angewiesen, Geschäfte zu schließen. 2 verschiedene Absperrungen # Brixton # Unruhen # London
23.53: Die oft geäußerte These, dass „Außenstehende“ an den Ausschreitungen wie in Tottenham und Enfield schuld sind, wird in diesem Blog-Post von Sean Carey, einem Spezialisten für Sozial-und Kulturanthropologie und Guardian-Autor, in Frage gestellt:
Im Großbritannien haben die Menschen in den frühen 80er Jahren oft gedacht, dass „Außenstehende“ für Unruhen einfach deshalb verantwortlich seien, weil sich eine große Menschenmenge sammeln würde, wenn sich ein Zwischenfall zu einem Aufstand entwickelt.
Kommentatoren zählten zwei und zwei zusammen und schlussfolgerten, dass nicht alle Randalierer aus dem Bezirk stammen konnten. Doch die Nachforschungen, an denen ich beteiligt war, weisen darauf hin, dass die Menschen, die da zu dieser Zeit auf den Straßen waren, nur selten von außerhalb des Bezirks kamen, vor allem in der ersten Nacht der Unruhen.
In der Tat machte meine Untersuchung darüber , wie Mitte der 80er Jahre verschiedene ethnische Gruppen in verschiedenen Teilen von London Straßen und andere öffentliche Räume benützten, deutlich, dass laute Polizeisirenen oft Ortsansässige, die in ihren Häusern, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen auf die Straße waren, dazu brachte, herausfinden zu wollen, was die Ursache der Aufregung war.
Natürlich führt die Anwesenheit von Menschen auf den Straßen oder in anderen öffentlichen Räumen nicht zwangsläufig zu Ausschreitungen.
Wirft man jedoch in das Durcheinander Klagen darüber, wie die Polizei Menschen aus identifizierbaren Gruppen - insbesondere Angehörigen ethnischer Minderheiten, aus denen die Polizei keine Beamte rekrutiert hat und vor allem in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit und sozialer Benachteiligung mit einer relativ schwachen politischen Führungsbasis - schon gibt es ein hohes Risiko für einen Aufstand.
0.03: Vorläufige Ballistiktests zeigen, dass ein Polizist während der Verhaftung von Herrn Duggan letzte Woche zwei Kugeln abgefeuert hat, berichten Sean O'Neill und Fiona Hamilton in The Times (Paywall):
Eine tötete ihn, und die andere blieb im Funkgerät eines anderen Polizisten stecken, der glücklicherweise unverletzt blieb.
Herr Duggan war dabei bewaffnet, aber es ist nicht klar, ob er das Feuer eröffnet und nur seine Waffe in Anschlag gebracht hatte, als ihn die Polizei am vergangenen Donnerstag aufgehalten hate.
Umfangreiche Tests mit Herrn Duggan Waffe, den Polizeiwaffen und den entdeckten Kugeln werden fortgesetzt, um die Abfolge der Ereignisse, die zu seinem Tod geführt haben, zu rekonstruieren.
0.07: Parallelen mit den Broadwater Farm-Unruhen sind nicht korrekt, schreibt Andrew Gilligan im Daily Telegraph:
Die Welt hat sich zwischen 1985 und jetzt dramatisch geändert. Damals war der Rassismus der Polizei schamlos und Routine. Nun kann eine einzelne rassistische Bemerkung das Ende der Karriere bedeuten.
Damals hatte die Polizei 180 Beamte aus ethnischen Minderheiten. Nun sind es rund 3.000. Die Beziehungen zwischen Schwarzen und der Polizei haben sich verbessert und die Lebensbedingungen in vielen Teilen von Tottenham ebenfalls, und zwar dramatisch.
Im dritten Quartal des Jahres 1985 gab es allein in Broadwater Farm 875 Einbrüche. In dem gleichen Quartal des Jahres 2010 gab es kaum mehr als 30 – im ganzen Bezirk - und weniger als 10 in dieser Siedlung. Die Arbeitslosenrate in Tottenham liegt knapp über der Hälfte derer von 1985.
Weit von einem „Mord“ entfernt scheint die Erschießung Mark Duggans auf den ersten Blick keineswegs vergleichbar zu sein mit der Erschießung von Cherry Groce und dem Tod von Cynthia Jarrett. Herr Duggan war der Polizei bekannt - sie versuchten, ihn zu diesem Zeitpunkt zu verhaften.
Nach Angaben der Polizei wurde eine Waffe, die nicht von der Polizei stammte, am Tatort gefunden und das Funkgerät eines Beamten, in dem dem Anschein nach eine Kugel steckte.
0.13: Das Plündern geht in Brixton, ungehindert von der Polizei, weiter, laut Matt Taylor vom Guardian.
Am Ort sah er, wie ein paar hundert Menschen Waren aus Footlocker, das nun in Brand gesetzt wurde, mitnahmen. Einige wurden auf Fahrrädern zurückgelassen, während andere sie an Freunde in wartenden Autos weitergaben.
Ein Polizeihubschrauber kreist über den Köpfen, während sich die Polizei in einer Nebenstraße nahe dem Tatort gesammelt, aber noch nicht eingegriffen hat.
Die Plünderer sind Teenager oder Anfang zwanzig.
0.29: Walthamstow kann der Liste der Orte, wo es zu Krawallen kam, hinzugefügt werden.
Eine Bewohnerin hat gerade den Guardian angerufen, um sich darüber zu beschweren, dass sich die Aufmerksamkeit der Medien nicht auch dorthin richtet. Sie behauptete, dass ein Barclays Bankomat ein Ziel war.
Die Abgeordnete des Bezirks Stella Creasy war dort, um die Situation beurteilen zu können und hat getwittert, dass die Twitter-Gerüchte über weitere ernsthafte Zusammenstöße sich als unwahr erwiesen haben.
Sie sagte jedoch früher, dass es zu Problemen gekommen sei, und bat die Menschen dort, das Zentrum des Bezirks zu meiden.
0.39: Matthew Holehouse vom Telegraph twittert:
Bestätigt von zwei Zeugen: Plünderung von Sportgeschäft in der Kingsland Road Einkaufszentrum, Hackney. Gang von 30 von Polizisten verfolgt.
0.46: Die Metropolitan Police twittert:
Die Polizei hat kein # mediablackout gefordert und wird weiterhin Updates zur Verfügung stellen
12.48: Paul Lewis, in Enfield, sagt, dass es dort zu regen begonnen hat.
Früher sah er einen Mann in ärztlicher Betreuung, der anscheinend ein Stichwunde hatte.
01.42: Hier sind einige (unbestätigte) Videoaufnahmen von Plünderungen in Brixton, von Paraic O'Brien von der BBC.
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1.52: Matt Taylor in Brixon berichtet, dass der hauptsächliche Fokus der Aufmerksamkeit der Polizei sich auf Currys in der Nähe des Zentrums von Brixton richtet, wo ein paar hundert Menschen in Geschäfte eingebrochen sind und einander bei den Elektronikwaren geholfen haben.
Eine Distanzierung von den Linien der Polizei findet statt, während der Boden mit Schutt übersät ist.
2.00: Hier ist eine Zusammenfassung der Ereignisse im Laufe des Tages und an diesem Abend:
• Eine zweite Nacht mit Straßenschlachten und Plünderungen, die sich über London verteilt haben. Polizei in Kampfausrüstung war quer durch die Stadt eingesetzt, um mit den Schwierigkeiten in Enfield fertigzuwerden, sechs Meilen nördlich von der Stelle der Unruhen in Tottenham, während später Plünderer Geschäfte in Brixton ausgeraubt haben.
• Es gab am Sonntagabend Anzeichen dafür, dass einiges von den Ausschreitungen in London in der zweiten Nacht Teil einer Absprache war, als gewalttätige Unruhen sporadisch in Vierteln der Hauptstadt ausbrachen.
• Zweifel kamen auf, ob Mark Duggan, dessen Tod in aus den Händen der Polizei am Wochenende die Tottenham Unruhen ausgelöst hatten, während eines Schusswechsels getötet wurde. Der Guardian denkt, dass die ersten ballistischen Tests einer Kugel, die man in dem Polizei-Funkgerät eines Polizisten fand, das dieser während des Vorfalls am Donnerstag trug, nahelegen, dass sie von der Polizei kam - und daher nicht von Duggan abgefeuert worden war.
• Tottenhams Abgeordneter David Lammy hat gesagt, die Unruhen seien „eine Schande“, während die Metropolitan Police sagte, die Ereignisse seien „absolut inakzeptabel“. Downing Street verwendet auch der Begriff „absolut inakzeptabel“.
• Einige Berichte legen nahe, dass möglicherweise eine Auseinandersetzung zwischen einer Frau und der Polizei die Ausschreitungen in Tottenham bewirkt haben.
Dieser Blog wird bis jetzt unterbrochen, aber in ein paar Stunden wieder fortgesetzt.