Samstag, 27. August 2011

London Unruhen - Sonntag, 7. August 2011

2011-08-20-tottenham-08

• 55 Personen nach der Gewaltausbruch in Tottenham festgenommen
• Krawalle breiteten sich nach Enfield und Brixton aus
• 26 Polizisten verletzt, Met warnt vor sozialen Spekulationen in den Medien
• Familie Duggan verurteilt die Gewalt

09.15: Guten Morgen und herzlich willkommen bei Live-Reaktion des Guardian auf die Unruhen letzte Nacht in Tottenham.

Zwei Polizeiautos, ein Bus und mehrere Geschäfte wurden angegriffen und im Norden Londons in Brand gesetzt, als Gewalt und Plünderungen ausbrachen, nach einem Protest, in dem „Gerechtigkeit" nach den tödlichen Schüssen auf Mark Duggan gefordert wurde.

Acht Polizisten wurden während der Gewalt verletzt, die bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags dauerte.

Duggan, 29, war am Donnerstag getötet worden, nachdem die Polizei einen Minivan, in dem er unterwegs war, gestoppt hatte. Die IPCC untersucht den Vorfall, bei dem auch ein Polizist angeschossen wurde - die Kugel blieb angeblich in seinem Funkgerät stecken, er hatte leichte Verletzungen.

Mehrere Kollegen haben von der Szene der Gewalt in Tottenham berichtet, hier ist der Hauptbericht des Guardian:

Polizisten zu Pferd und andere in Kampfausrüstung stießen mit Hunderten von Randalierern, die mit selbstgebastelten Geschossen ausgerüstet waren, im Zentrum von Tottenham zusammen, nachdem Mark Duggan, 29, Vater von vier Kindern, am Donnerstag getötet worden war.

Am Sonntagmorgen sagte die Polizei, es gebe noch vereinzelt Vorfälle in Tottenham mit „einer kleinen Anzahl von Menschen", und Polizisten seien damit noch beschäftigt. Acht Polizisten wurden nach der Gewalt während der Nacht im Krankenhaus behandelt, einer mit Kopfverletzungen.

Die Londoner Feuerwehr sagte, alle Feuer seien jetzt „unter Kontrolle" nach den Problemen, die im Lauf der Nacht von der Tottenham High Road auf das Tottenham Hale Einkaufszentrum übergesprungen war. Dabei wurde ein Lidl-Supermarkt in Brand gesteckt.

Am Samstagabend durchbrachen Randalierer die Linien der Polizei und versuchten, Tottenhams Polizeistation zu stürmen, bewarfen die Beamten mit Steinen, Flaschen und Eiern. Als ein Polizeihubschrauber die Tottenham High Road überflog, legten Jugendliche in Masken und Hauben brennbares Material zu zwei ausgebrannten Polizeiwagen, darunter ein Dokumentenbündel und eine Markise, die sie von einem der Läden herabgerissen hatten. Einige versuchten, die Randalierer zum Weggehen zu bewegen, ein junger Mann schrie: „Geht jetzt nach Hause, Leute!"

Aber andere schleuderten benzingefüllte Flaschen auf die Polizeilinien. Viele rückten mit behelfsmäßigen Waffen wie Metallstangen und Baseballschlägern zur Linie der Polizei vor. Aber andere schienen mehr Interesse an Plünderungen zu haben. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde ein Safe aus einem Wettbüro herausgeschleppt, während andere mit einem Fernseher und einer E-Gitarre zu sehen waren. Mehrere kamen mit Einkaufswagen mit ihrem Diebsgut daher.

„Das war nicht, wie das davor", sagte ein Frau, die nahe an einem der beiden ausgebrannten Polizeiautos stand. „Es hat als friedliche Demonstration begonnen. Die Polizei hat hier letzte Woche einen Mann erschossen, und sie hat über das, was passiert ist, gelogen. Sie sagten, er hat eine Waffe gezogen. Aber so etwas würde der bei bewaffneten Polizisten nicht getan haben. Sie haben ihn so zugerichtet, dass seine Mutter ihn nicht erkennen konnte."

Ein Metropolitan Police-Sprecher sagte, der Ärger habe begonnen, als um 20.30 Uhr Feuerwerkskörper auf geparkte Streifenwagen geworfen wurden. Er sagte, einer wurde, als er schon lodernd brannte, in die Mitte der Tottenham High Road geschoben. Keiner der beiden Polizisten, die die Autos gefahren hatten, wurde verletzt.

Während sich die Gewalt ausbreitete, war ein Doppeldecker-Bus abgestellt worden. Augenzeugen berichteten, das Fahrzeug geriet in Flammen und explodierte, nachdem Angreifer selbstgebastelte Bomben durch die Fenster geworfen hatten. In der Nähe waren auch Geschäfte in Brand gesetzt worden.

Warst Sie letzte Nachr in Tottenham? Kontaktieren Sie mich auf Twitter @ AdamGabbatt oder teilen Sie Ihre Geschichten weiter unten mit.

09.24: Das Video von MriRudi auf YouTube zeigt ein Gebäude in Flammen. „Offensichtlich ist dies ein Juwelier," hört man jemand sagen. Einen Alarm kann im Hintergrund hören.

09.31: Paul Lewis hat während der Nacht berichtet, dass sich „anhaltende Plünderungen von Tottenham in andere nahe gelegene Gebiete Haringeys verbreitet haben".

Um Mitternacht war es der Polizei gelungen, einen 200 Meter langen Abschnitt der Tottenham High Road, dem Schauplatz einiger der schlimmsten Ausschreitungen am Samstagabend, abzusperren.

Aber als Feuerwehrfahrzeuge auf die Straße fuhren und begannen, die brennenden Autos und Gebäude zu löschen, verteilten sich die Randalierer in den Seitenstraßen im Norden und Osten. Im Norden wurde an der Tottenham Hale Aldi geplündert und in Brand gesetzt. Das passierte auch mit ein nahe gelegenes Teppichgeschäft, es wurde ein Raub riesiger Flammen.

Plünderer waren mit Autos und Einkaufswagen zum Abtransport gestohlener Waren aufgetaucht. In den umliegenden Straßen versammelten sich große Gruppen Jugendlicher mit Stöcken, Flaschen und Hämmern.

Einige trugen Sturmhauben und verhinderten, dass Autos auf den Straßen fuhren, wo in Gebäude eingebrochen worden war. Andere benutzten großen Mülltonnen, um brennende Barrikaden auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu errichten.

Doch einige der dramatischsten Plünderungen haben weiter westlich stattgefunden, in Wood Green, und setzten sich dort bis in die frühen Morgenstunden fort.

09.42: Einige offizielle Reaktionen von Downing Street: Die Unruhen in Tottenham letzte Nacht sind absolut inakzeptabel.

Es gibt keine Rechtfertigung für den Angriff auf die Polizei und die Bewohner oder für die Beschädigung von Eigentum.

Es gibt nun eine polizeiliche Untersuchung der Ausschreitungen, und wir sollten diesen Prozess abwarten.

09.48: Sanitäter behandelten insgesamt 11 Personen, von denen zehn in ein Krankenhaus gebracht wurden, nach Aussage des Londoner Ambulance Service.

Eine Sprecherin fügte hinzu, dass zwei der acht verletzten Polizisten vom Ambulanzteam behandelt werden mussten, aber es ist noch nicht klar, ob die anderen Polizisten auch behandelt wurden.

09.58: In den Kommentaren von vic15, die gegenüber der Tottenham-Polizeistation wohnt, hat es einen detaillierten Bericht über ihre Erfahrungen mit den Unruhen gegeben.

"Da ging es nicht nur um das Verhalten der Polizei, sondern um sinnlose Gewalt und Aggression von unzufriedenen und entfremdeten Jugendlichen", schreibt vic15.

„Ich lebe in Tottenham - eigentlich wohne ich direkt gegenüber der Hauptwache. Ich wusste nicht, dass es dort um eine Demonstration ging und hörte ein wenig Lärm, aber ehrlich gesagt, es ist eine ziemlich laute Umgebung. Deshalb habe ich mir keine Gedanken gemacht. Dann - etwa um 8, halb 9 am Abend - fing es an, ziemlich erschreckend zu werden.

Wir sahen die Polizei eine Linie bilden und [die Menschen] auf der Straße warfen Dinge auf die Polizei. Die sahen wie Steine und Felsbrocken aus. Daraus sind später lodernde Mülltonnen geworden und etwas, das wie Teile einer Geschäftseinrichtung ausgesehen hat. (Mein Partner behauptet, die haben einen Kühlschrank geworfen oder Teile davon.)

Dann sahen wir die Autos in Flammen aufgehen, die waren ganz in unserer Nähe. Da merkte ich, dass das jetzt wirklich etwas außer Kontrolle geraten war, und die Polizei zog sich auf die Seite zurück, wo wir sind, und immer mehr Polizisten sind aufgetaucht.

Wir haben den Bus und die Gebäude um uns herum in Flammen aufgehen gesehen - wie in einem Inferno. Das war wahrscheinlich das, was am meisten Angst gemacht hat. Die Menschen unterhalb der Wohnung beschimpften die Polizei. Ich kann mich nicht an den Wortlaut erinnern, aber das war sehr beleidigend und ablehnend.

Wir waren besorgt, weil die Brände auf der High Street noch nicht in Angriff genommen waren, und das erzeugte wirklich Bauchweh.

Wir sahen nicht viel von den Plünderungen mit eigenen Augen, weil wir natürlich die Wohnung nicht verlassen wollten, aber einmal rief ich eine Freundin an, weil ich Angst hatte, und fragte sie, ob sie nicht vorbeikommen wolle. Ich wollte raus aus der Gegend. Sie war vernünftiger als ich und sagte, das Beste, was wir jetzt tun könnten, ist doch, den Ort nicht zu verlassen, an dem wir gerade waren. Zumindest waren wir von der Polizei umstellt. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das sicher ist, wenn die Feuer so durch die Straßen wüten.

Wir hörten viele Hunde bellen, und wir waren nicht sicher, ob das Polizeihunde sind oder die Hunde der Randalierer, weil der student Geschrei, das zu hören war, zu aggressiv und wütend gewesen ist.

Dann sind die Feuerwehrautos durchgekommen und die Pferde und die gepanzerten schwarzen Polizeivans.

Es schien sich in unserer Nähe zu beruhigen, aber nur zeitweise. Deshalb habe ich letzte Nacht nicht geschlafen.

Letzte Nacht war ich so wütend auf die Leute, die auf diese Weise meinen Bezirk zerstören wollten. Ich lebe in Tottenham, und ich habe die spöttisch-höhnische Weise satt, wie die Leute uns betrachten. Einige von den twitter-„Witzen" in der letzten Nacht waren wirklich sehr, sehr traurig und brachen mir fast das Herz. Einige Leute haben gedacht, dies sei ein großer Witz, oder dass Tottenham nicht "wert ist, gerettet“ zu werden.

Es gibt eine Menge sehr guter Leute hier. Die Plünderungen waren kein Teil der Demonstration. Die Menschen sind aus ganz London hierhergekommen, um „mitzumachen", und der Stadtteil, in dem ich wohne, ist so ruiniert worden.

Nun, hinter der Wut bin ich traurig, verzweifelt traurig.

Und das nicht nur wegen der Vorgangsweise der Polizei, sondern auch wegen der sinnlosen Gewalt und Aggression von diesen unzufriedenen und entfremdeten Jugendlichen, und nicht nur in Tottenham.

Inzwischen ist den Leuten, die ich kenne, den Geschäften, die ich besuche, meinen Nachbarn ihr Leben zerrissen worden, und die Bewohner, die von Armut und Arbeitslosigkeit geplagt sind, werden weiterhin etikettiert und benachteiligt bleiben.

Ich glaube nicht, dass die Leute denken, dass Tottenham ein hoffnungsloser Platz ist. Es ist meine Heimat und mein Viertel, und ich lebe gern hier, aber ich verachte wirklich und wahrhaftig die Leute, die es zerstört haben.“

10.35: Google Map zeigt Szenen von einigen Bränden und Plünderungen in den frühen Morgenstunden. Klicken Sie auf die Feuersymbole, um weitere Informationen zu bekommen.

Hier Tottenham riots 6 August 2011 auf einer größeren Karte

Wir möchten die Karte den ganzen Tag lang ergänzen, um versuchen, ein vollständigeres Bild von dem zu bekommen, was passiert und wo. Wenn Sie Zeuge von etwas Hinzufügenswertem waren, nehmen Sie Kontakt mit mir auf über Twitter@AdamGabbatt oder schicken Sie ein E-Mail an adam.gabbatt@guardian.co.uk.

10.46: Wir warten auf eine Erklärung von Commander Adrian Hanstock von der Londoner Polizei. Bring es, wenns passiert.

10.50: Wie die Karte zeigt, waren Gewalt und Plünderungen nicht auf Tottenham beschränkt, sondern haben sich nach Wood Green, etwa zwei Meilen westlich, ausgebreitet.

Paul Lewis berichtete von scene4am:

Es gab noch keine Präsenz der Polizei in Wood Green High Street um 4 Uhr morgens, auch nicht, nachdem Dutzende von Läden zerstört und geplündert wurden. Mehrere Alarme waren ausgelöst worden.

Rund 100 Jugendliche liefen auf der High Street herum, als Ziele Game-Shops, Elektroläden und Filialen von Ketten wie H & M.

Glasfenster wurden zerschlagen, und die Plünderer, meist junge Männer mit maskierten Gesichtern, drängten hinein.

Sie kamen mit Händen voller Diebesgut zurück. „Ich habe jede Menge G-Star", sagte ein Teenager, die aus einem Bekleidungsgeschäft hinausging. Andere umklammerten Einkaufstüten voller Waren.

Drei Jugendliche liefen die Straße hinunter, mit Koffern voller gestohlener Kleiderstücke. Etwa zehn junge Männer standen vor einem rauchenden Carphone Warehouse, zerschlugen die Fenster. Der Diebstahl war lässig und unverschämt, die Plünderern schauten durch die zerbrochenen Schaufenster, ob noch Wertgegenstände zurückgeblieben waren.

Es waren schockierende Szenen in den Seitenstraßen der Vorstadt, wo die Vorgärten der Wohnhäuser benützt wurden, hektisch das Diebsgut zu sortieren und zu tauschen.

Ein Teenager, der wie 14 aussah, fuhr in einem gestohlenen Minivan in Schlangenlinien in einer Seitenstraße herum. Auf der angrenzenden Straße beklagte sich ein Mann, der gerade aus seinem Haus herausgekommen war und sein Auto ausgebrannt vorgefunden hatte, bei anderen jungen Männern, die gerade mit Kleidungsstücken wegrannten.

Passanten, darunter auch Menschen, in die frühen Morgenstunden heimkehren wollten, waren fassungslos über das gesetzlose Chaos auf den Straßen.

Da niemand von der Polizei zu sehen war, weigerten sich die Busfahren, Passagiere über Wood Green High Street mitzunehmen, und der Verkehr war zum Erliegen gekommen.

10.57: Hier sind auf Storify Hosting*) ein paar Bilder von den Schäden. Bitte wenden Sie sich an mich, wenn Sie Fotos von heute morgen entdeckt haben.

*) http://www.onlinejournalismus.de/2011/05/01/storify-im-praxistest/

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