Dienstag, 30. August 2011

London Unruhen - Sonntag, 7. August 2011 (Fortsetzung 02)

2011-08-20-tottenham-20

14.02: Meine Kollegin Sandra Laville hat mit Semone Wilson, der Verlobten von Mark Duggan, gesprochen.

Wilson sagte dem Guardian, ihre Familie erwarte, dass die IPCC-Kommissarin Rachel Cerfontyne zu ihnen komme.

Sie sagte: „Als wir vergangene Nacht vor der Polizeiwache waren, wollten wir, dass jemand herauskommt. Wir wollten einige Antworten. Ich habe meinen Kindern noch nicht gesagt, dass er tot ist, weil wir ihnen keine Antworten geben können.“

Frau Wilson sagte, einmal sei jemand während der Mahnwache der Familie am Samstagabend aus der Polizeistation herausgekommen. „Sie sagten, sie hätten keine Antworten, weil ihnen der Fall entzogen worden war.“

Sie sagte, die IPCC habe sie heute kontaktiert, und sie würde die Kommissarin, die die unabhängige Untersuchung der tödlichen Schüsse auf Duggan leitet, im Laufe des Tages treffen.

Zu der Gewalt, die letzte Nacht und heute Morgen ausgebrochen war, sagte Wilson: „Ich bin nicht glücklich darüber, was passiert ist. Was wir wollten, waren Antworten Wir wollten nicht diese Unruhen. Wir wollten nur ein paar Antworten....“

14.28: Der Hackney One-Karneval wurde aufgrund der Ereignisse der letzten Nacht abgesagt. Blog-Redakteur Matt Wells schreibt:

Es sollte eine Parade durch Dalston und Stoke Newington werden, die mit einem Musikfestival im Clissold Park endet. Abgesagt offenbar aufgrund einer polizeilichen Anweisung. Es heißt, dass aus einem Chat auf Facebook hervorgeht, man habe die Veranstaltung dazu benützen wollen, die Situation zu eskalieren.

14.44: Zurück zu den Berichten: ein Mädchen soll in eine Auseinandersetzung mit der Polizei verwickelt gewesen sein – es erzählte ein Augenzeuge der BBC, dass eine Frau von der Polizei „fest gesetzt“ worden sei. Später kam man darauf, dass sie erst 16 war, sagt der Zeuge, und dass sie einen Vormarsch der Menschen auf dem Schauplatz zu ihrer Verteidigung provoziert hatte.

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15.02: Das Mädchen, das angeblich an der Entstehung der Gewalttätigkeiten zwischen Polizei und Demonstranten beteiligt war, soll einen Stein auf Polizisten geworfen haben.

Ein Mann wurde „in einer Kirche 10 Meter entfernt von den Tottenham- Unruhen eingelocht“. Er sagte zum Guardian, dass er sah, wie das Mädchen „einige Karten und etwas anderes, vielleicht einen Stein, in Richtung Polizei geworfen hat“.

Er sagte, das Mädchen sei dann „von 15 Schilden behämmert“ worden. Er sagte, die Polizei habe „mit erstaunlicher Härte mit Schlagstöcken und Schilden auf sie eingeschlagen. Sie ging zu Boden, aber sobald sie es geschafft hatte, wieder aufzustehen, wurde sie nochmals geschlagen, bevor sie von ihrem Freund weggezogen werden konnte.“

Er fügte hinzu: „Nachdem sie weg war, gab es ein paar Minuten Ruhe, und dann wurden viele Glasflaschen geworfen, wie wir hören konnten.“

Bailey war bei einer Veranstaltung in der Kirche, die sich, wie er sagte, gegenüber der Polizeistation in Tottenham befindet.

„Ich war noch nie so erschrocken und fasziniert zugleich“, sagte er. „Auf dem Weg da raus, auf Straßen abseits von dem riesigen Feuer, es schien 25 Meter hoch und eine Meile breit zu sein.“

15.37: Zitat mit freundlicher Genehmigung von PA, das ich früher verpasst habe - Paul Deller von der Metropolitan Police Federation sagte:

Die Stimmung unter den Polizisten, die mit dem Ereignis befasst waren, und innerhalb der Polizei als Ganzes, ist auf dem niedrigsten Niveau aller Zeiten, und zwar wegen der ständigen Angriffe auf sie durch den Innenminister und die Regierung in Form der Winsor und Hutton-Bewertungen über das Gehalt und die Arbeitsbedingungen.

Obwohl die Polizisten das Gefühl hatten, von ihren politischen Führung im Stich gelassen worden zu sein, handelten sie mit äußerster Tapferkeit und Professionalität angesichts der schrecklichen Gewalt gegen sie bei dem Versuch, den Bezirk und die Gebäude in der Umgebung zu schützen.

16.20: Das Video, das dem Guardian von Jason N Parkinson geschickt wurde, zeigt die polizeilichen Anstrengungen, die Krawalle während der Nacht einzudämmen.

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16.41: Die Metropolitan Police hat ihre Bedenken über die Beiträge auf Social Networking Sites in Bezug auf potenzielle Probleme im Norden Londons an diesem Abend ausgedrückt.

Kommandant Adrian Hanstock teilte mit, die Polizei habe die Social Networking Sites während des Tags überwacht und sei sich bewusst, dass „einige wirklich schlecht informierte Spekulationen“ mögliche weitere Probleme hervorrufen können.

„Ich würde die Leute dazu ermutigen, sich die offiziellen Metropolitan Police Webseiten anzusehen und appelliere an die Leute, die Informationen über Verbrechen von gestern Abend haben oder über jemanden, der beabsichtigt, heute weitere Verbrechen zu begehen, uns diese mitzuteilen, damit wir die Gemeinschaft schützen können“, sagte er.

Er sagte, es sei klar, dass sich die Leute „absolut ärgern über die Einmischung in ihr Leben und den Schaden an ihren Existenzgrundlagen.“

Hanstock sagte, es sei eine „enorme“ kriminelle Szene, weshalb es einige Zeit dauern würde, sich da durchzuarbeiten.

„Wir erkennen die große Störung dort, wir werden eng mit den wichtigen Personen zusammenarbeiten, um diese Ausschreitungen so schnell wie möglich zu beenden, aber wir müssen, um unsere Chancen zu maximieren, den Bezirk durchsuchen und sicher machen.“

16.56: Shaun Hall, Mark Duggans älterer Bruder, sagte, die Familie lehne Gewalt ab, wie meine Kollegin Caroline Davies berichtet.

Hall sagte zu Sky News:

Wir sind über den Verlust unseres Bruders, unseres Sohns, unseres Cousins, unseres Freundes am Boden zerstört. Er hat eine große Menge von Freunden. Wir sind alle am Boden zerstört, nachdem vom Unglück gehört haben.

Wir wissen nicht wirklich, was eigentlich passiert ist. Ich vermute, das ist die härteste Sache für uns im Moment, eigentlich ist niemand erschienen und hat uns erzählt, was stattgefunden hat. Ob wir glauben, was sie sagen oder ob wir das nicht tun, sie sollten jemanden zu meinen Eltern schicken und sie beruhigen.

Die ganze Familie ist am Boden zerstört. Wir wollen nicht, dass Mark als eine Art Gangster hingestellt wird. Er ist ein Familienmensch.

Zu dem Vorwurf, dass ein Polizist erschossen wurde, als Duggan am Donnerstag getötet wurde, sagte Hall:

„Ich denke, das ist Müll. Mark ist kein solcher Mensch. Er ist nicht so dumm, auf die Polizei zu schießen, das ist lächerlich.“

Zu den Unruhen in Tottenham sagte er:

Wir wollen Aktionen wie diese überhaupt nicht gutheißen, und schon gar nicht, wenn dafür der Name meines Bruders missbraucht wird. Ich habe heute eine Menge Nachrichten gehört, und es scheint die Presse zu sein, die generell der Meinung ist, das ist mit meinem Bruder verknüpft. Ok, es gab ein paar Fragen, die beantwortet werden sollten, die wurden nicht beantwortet, daher gab es einen Dominoeffekt bei den Dingen, die wir überhaupt nicht gutheißen.

Gefragt, ob er eine Botschaft an die Gemeinde habe, sagte Hall:

Ich kenne Leute, die frustriert sind, die sind da draußen im Moment sehr wütend. Ich möchte sagen, bitte versucht, euch trotz allem im Zaum zu halten, und bitte legt das nicht meinem Bruder zu Lasten. Mein Bruder war ein guter Mensch.

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17.11: Die Polizei hat nach den Ausschreitungen in der vergangenen Nacht ein großes Team zusammengestellt - mit dem Codenamen Operation Withern.

In einer Erklärung der Metropolitan Police heißt es, das Team werde von Kriminalkommisar John Sweeney geleitet.

Das Team befasst sich derzeit mit den 48 Menschen, die im Verlauf der Unruhen verhaftet wurden.

Polizisten sind gerade dabei, die Aufnahmen der Überwachungskameras zu überprüfen und Zeugenaussagen entgegenzunehmen. Es gibt einen Hauptschauplatz der Ereignisse zwischen dem Monument Way und der Lansdowne Road. Kriminalbeamte sind dort, um die Anzahl der Gebäude und Unternehmen, in die eingebrochen wurde und die beschädigt wurden, zu eruieren. Dies wird einige Zeit dauern, und wir können derzeit nicht abschätzen, wie lange.

17.04: Die Grafik oben zeigt, wo und wann es Zusammenstöße und Plünderungen gab.

17.17: Die Metropolitan Police hat auch gesagt, die Gesamtzahl der Verhaftungen betrage jetzt 48.

In einer Erklärung sagte Kommandant Adrian Hanstock, dies sei nicht, weil es neue Verhaftungen gegeben habe, sondern „den Aufstieg von 42 bis 48 gebe es, weil jetzt das Untersuchungsteam die genauen Details aus den zahlreichen Gefängniszellen in London bekommen hat.“

17.27: Sandra Laville, die Korrespondentin des Guardian für Verbrechen, berichtet, dass Verstärkungen von Thames Valley, Essex, Surrey, City of London und der Polizei in Kent in der Nacht angefordert wurden, um eine Wiederholung der Ausschreitungen zu verhindern.

17.35: Der Datablog des Guardian hat eine Online-Umfrage gestartet mit dem Angebot, die Ausschreitungen der letzten Nacht besser zu verstehen. Mein Kollege James Ball schreibt:

Dank der Live-Berichterstattung und dem Twittern von Reportern und Augenzeugen am Ort wird sich ein klares Bild von dem, was passiert ist, und seiner Nachwirkungen schnell ergeben. Was wird länger dauern wird ist herauszufinden, warum diese Unruhen – die praktisch niemand vorhergesagt hat – ausgebrochen sind. Theorien in Hülle und Fülle sind in den Social Networks im Umlauf, die bald werden uns die Kommentatoren in den Zeitungen erklären, was die Unruhen in weiteren sozialen britischen Kontext zu bedeuten haben.

Allerdings sind die einzigen, die wirklich beleuchten können, warum die Unruhen stattgefunden haben, die Randalierer selbst, ihre Freunde, Familien und Nachbarn.


Es wird berichtet, dass viele Demonstranten Smartphones tragen und die Social media benützen. Deshalb stellen wir die gleichen Fragen online. Denn nur das bringt uns anekdotische Informationen (und der Plural von Anekdote ist nicht Daten), und wir hoffen, das wird es helfen, unsere Berichterstattung zu erweitern.

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