Freitag, 5. August 2011

Montag, 22. August 2011

Unruhen in Tottenham nach dem Protest gegen Mark Duggans Erschießung

2011-08-20-tottenham-02

Andy Moore vom BCC berichtet von hinter den Polizeilinien, nachdem ein BBC-Satelliten-Lkw unter Beschuss von Jugendlichen geriet


Benedict Moore-Bridger, Rob Parsons and Justin Davenport
Evening Standard, 5. August 2011

Die Polizei war auf den Straßen von Tottenham im Norden Londons, wo bei nächtlichen Unruhen Molotowcocktails auf die Polizisten und Streifenwagen geworfen und Gebäude angezündet wurden.

Acht verletzte Polizisten wurden ins Krankenhaus gebracht, mindestens einer von ihnen mit Kopfverletzungen.

Die Unruhen begannen nach einem Protest gegen die tödlichen Schüsse der Polizei auf den 29-jährigen Mark Duggan am Donnerstag.

Über 300 Menschen versammelten sich vor dem Polizeikommissariat auf der High Road, nachdem die Demonstranten „Gerechtigkeit“ gefordert hatten.

Das London Ambulance Service sagte, insgesamt zehn Perssonen seien behandelt worden und neun mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Zwei leere Streifenwagen wurden um etwa 20.20 Uhr angezündet.

Kommandant Stephen Watson: „Wir hatten keine Hinweise auf das Ausmaß der Unordnung, der wir uns jetzt stellen müssen.“

Geschäfte in der Gegend wurden von Leuten geplündert, die man dabei beobachten konnten, wie sie Einkaufswagen voller Waren vor sich herschoben. Ein Ortsansässiger sagte der BBC, dass am Sonntag Plünderungen über den Morgen hinaus fortgesetzt wurden.

Ein Doppeldeckerbus wurde an der Kreuzung High Road und Brook Street in Brand gesetzt, während ein Geschäft auf der High Road auch angezündet wurde.

Feuerwehrleute konnten zunächst wegen der Krawalle nicht in den Laden. Doch später begannen sie, die Flamme zu bekämpfen.

Ein BBC-TV-Nachrichtenteam und ein Satelliten-Lkw kam auch unter Beschuss von Jugendlichen mit Wurfgeschossen.

Die Jugendlichen hatten begonnen, einen anderen Streifenwagen anzugreifen, bevor das TV-Team zum Ziel wurde, und dieses wurde im Interesse der eigenen Sicherheit zurückgezogen. Das Polizeiauto wurde später in Brand gesetzt.

Der BBC-Reporter Andy Moore sagte, daß die Randalierer offenbar am Sonntagmorgen abzogen und die Polizei versuchte, die Ruhe wieder herzustellen.

Unser Korrespondent sagte, dass seit den Unruhen im Jahr 1985 die Beziehungen zwischen der Bevölkerung und der Polizei in der Regel gut waren, aber die Schießerei letzte Woche habe die Spannung verstärkt.

Er sagte, bestimmte Personen wollten sofortige Antworten bekommen, doch die Untersuchung über Herrn Duggans Tod würde länger dauern.

„Ruhe und Normalität“


Kommandant Stephen Watson von der Metropolitan Police hatte vorher gegenüber den BBC News erklärt, eine beträchtliche Anzahl von Polizisten sei eingesetzt worden mit dem Ziel der Wiederherstellung von „Ruhe und Normalität in diesem Gebiet so schnell wie möglich".

Die Polizei würde es weiterhin mit „isolierten Nestern der Kriminalität“ aus ein paar Leuten zu tun haben, sagte er in einer Erklärung.

Herr Watson teilte mit, die Polizei habe keinerlei Warnungen über das Niveau der Unruhen in der letzten Nacht gehabt, trotz Kenntnis von Spannungen nach Herrn Duggans Tod.

„Was wir zuerst am den gestrigen Abend erlebt haben, war eine friedliche Demonstration vor Tottenhams Polizeiwache - es gab keinen Hinweis darauf, daß sich die Situation auf diese Weise verschlechtern würde. Für diejenigen, die sich an diesem Ausmaß an Gewalt beteiligt sind, gibt es keine Entschuldigung.“

Tottenhams Abgeordneter David Lammy bat am Samstag um Ruhe und sagte: „Die Szenen, die sich derzeit in unserem Bezirk ereignet haben, sind nicht repräsentativ für die überwiegende Mehrheit der Menschen in Tottenham."

„Diejenigen, die sich an die zerstörerischen Konflikte der Vergangenheit erinnern, werden bestimmt nicht dorthin zurückkehren wollen."

„Wir haben bereits eine trauernde Familie in unserer Gemeinde und weitere Gewalt wird deren Schmerzen nicht lindern."

„Wahre Gerechtigkeit kann nur entstehen, wenn eine gründliche Untersuchung der Ereignisse erfolgt."

„Die Tottenham-Gemeinde und Mark Duggans Familie und Freunde müssen verstehen, was am Donnerstagabend passiert ist, als Mark sein Leben verlor. Um diesen Sachverhalt zu begreifen, müssen wir Ruhe bewahren.“

Die Demonstranten hatten sich vor der Polizeistation um etwa 17:00 Uhr versammelt.

Die Polizei sagte, die Situation wurde gewalttätig, als zwei Streifenwagen ca. 200 Meter weiter weg auf Forster Street parkten und die High Road angegriffen wurde.

Der Sprecher sagte: „Eine Menge Flaschen wurden auf diese beiden Autos geschleudert – eines wurde in Brand gesteckt und das zweite wurde in die Mitte der High Road geschoben. Auch dieses wurde anschließend angezündet."

„Die Polizisten waren nicht in den Fahrzeugen und blieben unverletzt.“

Eine Freundin von Herrn Duggan, die ihren Namen mit Niki, 53, angab, sagte, die Demonstranten wünschten „Gerechtigkeit für die Familie“ und daß „etwas getan werden sollte“.

Sie sagte, daß sich einige von ihnen auf die Straße legten, um ihr Verlangen zu verdeutlichen. „Sie verdeutlichten so ihre Anwesenheit, weil die Menschen nicht glücklich sind“, fügte sie hinzu.

„Dieser Mann war nicht gewalttätig. Ja, er war in gewisse Sachen verwickelt, aber er war kein aggressiver Mensch. Er hatte noch nie jemanden verletzt.“

Vanessa Robinson sagte, sie habe sich der ursprünglichen Demonstration vor der Polizeiwache angeschlossen, die habe friedlich begonnen.

Sie sagte, dann habe sich die Situation in ein „absolutes Chaos“ verwandelt.

Eine Person am Tatort, die seinen Namen mit Tim angab, sagte: „Es ist ein absolutes Kriegsgebiet. Ich war soeben dort."

„Ich habe etwa fünf Jugendliche gesehen, alle Gesichter verhüllt. Sie haben eine Mülltonne in Brand gesteckt und sie in Richtung Polizei geworfen."

Gehärtetes Glas

„Die gesamte Polizeistation war von etwa 100 Polizisten in Kampfausrüstung umgeben, und sie warfen eine Mülltonne hinein und begannen dann Steine und Straßenschilder zu werfen, all das, was sie in ihrer unmittelbaren Nähe finden konnten,.“

Ein anderer Bewohner, David Akinsanya, 46, sagte, es seien mehrere Schaufenster zerschlagen worden.

Amateuraufnahmen zeigen Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten in der Nähe der Polizeistation in Tottenham.

Er sagte: „Etwa 15 Bereitschaftspolizisten bildeten eine Reihe vor der Polizeistation auf der Nordseite, und dann gab es jede Menge uniformierter Polizisten auf der Südseite der Polizeistation."

„Sie machten keinerlei Versuche, die Menge zu zerstreuen. Ab und zu gingen sie auf die Menge zu, und die Menge begann zu laufen."

„Aber es scheint, daß sich heute Abend eine große Wut in Tottenham angesammelt hat. Als ich wegging, haben sie begonnen, die Polizeistation anzugreifen.“

Die Independent Police Complaints Commission untersucht die Umstände des Todes von Herrn Duggan.

Ein Polizist wurde verletzt, als der Minivan mit Herrn Duggan angehalten wurde.

IPCC-Kommissärin Rachel Cerfontyne sagte: „Ich verstehe die Not, die der Tod von Mark Duggan seiner Familie und der Gemeinde verursacht hat. Die Menschen brauchen Antworten darüber, was mit ihm passiert ist.“

Sie sagte, die IPCC stehe in engem Kontakt mit Herrn Duggans Familie und fügte hinzu: „Ich habe heute Abend mit Bezirksvertretern gesprochen und hoffe, sie und auch andere so bald wie möglich treffen zu können.“

Ein Sprecher des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson sagte: „Gewalt und Zerstörung von Eigentum wird nichts dazu beitragen, die [IPCC-] Untersuchung zu erleichtern, und wir fordern die Beteiligten auf, die Rechtsstaatlichkeit zu wahren.“

Sonntag, 21. August 2011

Vater stirbt und Polizist bei einer „erschreckenden“ Schießerei verletzt

2011-08-20-tottenham-01


Tragödie: Mark Duggan und Simone Wilson am Grab ihrer Tochter am Enfield-Friedhof

Benedict Moore-Bridger, Rob Parsons and Justin Davenport
Evening Standard, 5. August 2011

Ein vierfacher Vater wurde erschossen, nachdem er letzte Nacht bei einem Schußwechsel auf einer Straße im Norden Londons einen Polizisten verletzt hatte.

Der Mann wurde von bewaffneten Polizisten nach einem polizeilichen Überwachungseinsatz in Tottenham Hale getötet.

Heute rief der dortige Parlamentsabgeordnete David Lammy zur Ruhe in der Gemeinde aus Angst vor einer Gegenreaktion dort Wohnenden auf.

Beamte der Operation Trident*), die sich mit der Waffenkriminalität in der schwarzen Gemeinschaft beschäftigen, hatten versucht, den Mann zu verhaften, während er in einem Minivan unterwegs war.

Eine Pistole wurde am Tatort gefunden, und ein Sprecher der polizeiunabhängigen Kontrollbehörde sagte, es erscheine so, als wäre der Beamte zuerst angeschossen worden, bevor die Polizei das Feuer erwiderte.

Allerdings behauptete ein Augenzeuge, der Verdächtige sei getötet worden, als er auf dem Boden in der Ferry Lane lag.

Der Tote, als Mark Duggan, 29, bezeichnet, hatte es anscheinend zweimal abgelehnt stehenzubleiben, nachdem ihm das von Beamten, die ihm in der Nähe der Tottenham Hale Station gefolgt waren, befohlen worden war.

Er und ein Freund waren gestern um etwa 18 Uhr in einem Minivan auf der Ferry Lane unterwegs, als sie von der Polizei umstellt wurden. Quellen sagten, das Opfer sei ein „bekannter Gangster“, der unter Beobachtung von Polizisten stand, die Waffenkriminalität in einer geplanten Aktion verfolgten.

Allerdings gibt es widersprüchliche Berichte über die Schießerei. Ein Bericht sagte, der Schütze habe auf einen Polizisten zuerst gefeuert, dessen Leben gerettet wurde, weil die Kugel sein Funkgerät traf. Der Polizist kam mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus und wurde letzte Nacht entlassen

Allerdings sagte eine 20-jährige Zeugin, die in der Nähe arbeitet, aber nicht namentlich genannt werden wollte: „Ich kam gerade von der Arbeit nach Hause, als ich sah, was vor meinen Augen passierte.“

„Ich kam um die Ecke und sah etwa sechs Polizeiautos ohne Kennzeichnung als solche, die einen Minivan in der Nähe einer Bushaltestelle zum Stehenbleiben zwangen."

„Ich hörte die Polizei so etwas wie „Keine Bewegung!“ rufen, und ich sah, wie sie den Fahrer aus dem Auto zogen. Ich weiß nicht, ob sie auch den anderen, der auf dem Beifahrersitz saß, herauszerrten. Er war derjenige, der erschossen wurde - der Fahrgast.“

„Drei oder vier Polizisten hielten beide Männer auf dem Boden mit vorgehaltener Waffe fest. Es waren wirklich große Knarren, und dann hörte ich vier laute Schüsse. Die Polizei erschoss ihn auf dem Boden.“

Die Freundin des Toten, Simone Wilson, 29, sagte, sie sei „geschockt“ zu erfahren, daß ihr Freund, den sie seit 13 Jahren kannte, eine Pistole bei sich trug.

Aber sie sagte auch, Herr Duggan, der auch als Starrish Mark bekannt war, sei zunehmend paranoid geworden, nachdem sein Cousin Kelvin Easton, ein Rapper, bekannt als Smegz, im März in einem Nachtclub erstochen wurde.

Sie sagte dem "Standard": „Vielleicht brauchte er sie zu seinem Schutz, weil er beunruhigt war. Es ist ein solcher Schock. Sie haben gesagt, er hat als erster auf die Polizei geschossen, aber ich kann das einfach nicht glauben...“

Seine Schwester, Kay, 38, sagte: „Sie haben gesagt, er hat auf die Polizisten geschossen, aber ich kann das nicht verstehen, er hat seine Kinder gehabt, sein Leben - ich würde ihn umgebracht haben, wenn er so etwas getan hätte. Jeder ist völlig am Boden zerstört.“

Frau Wilson hat zwei Söhne im Alter von zehn und sieben Jahren und eine Tochter mit Herrn Duggan. Eine weitere Tochter, Kyla Caprice, war vor zwei Jahren eine Totgeburt. Er hatte noch eine andere Tochter mit einer anderen Frau.

Frau Wilson hat die Nachricht ihren Kindern noch nicht beigebracht. Sie sagte: „Ich weiß nicht, wie ich es ihnen sagen soll, es ist einfach so furchtbar.“

Scotland Yard erklärte, man habe die Untersuchung zu der Schießerei der Unabhängigen Beschwerdekommission der Polizei (IPCC) übergeben.

Tottenhams Abgeordneter David Lammy sagte: „Ich bin natürlich schockiert und zutiefst beunruhigt. [Die IPCC] muß die Fakten klären und diese Fakten schnell kommunizieren.“

Die IPCC sagte, die Operation Trident-Detektive, unterstützt von Schusswaffenspezialisten, hätten den Minivan zur Durchführung einer Festnahme gestoppt.

Diese Aktion war im Voraus geplant, und zwei Schüsse wurden von einem mit einem Hecker & Koch MP5-Karabiner bewaffneten Schützen abgefeuert.

Ein IPCC- Sprecher sagte, eine „nicht polizeilich registrierte“ Handfeuerwaffe sei auch am Tatort gefunden worden.

Er sagte, die genaue Abfolge der Ereignisse müsse erst noch ermittelt werden. Doch vorher hatte ein Sprecher gesagt, der Verdächtige habe zuerst geschossen.

Der verletzte Polizist war ein Mitglied der CO19-Spezial-Schusswaffeneinheit**). Er wurde vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht, dann aber entlassen.

Die IPCC sagte, man sei dabei, mit der Familie des Mannes Kontakt aufzunehmen, um seine Rolle während der Aktion zu erklären und man sei ebenso im Gespräch mit dem örtlichen Abgeordneten David Lammy.

IPCC-Kommissärin Rachel Cerfontyne sagte: „Tödliche Schüsse durch die Polizei sind äußerst selten und erhöhen verständlicherweise signifikant die Beunruhigung der Gemeinde."

„Die IPCC wird bei solchen Schießereien immer ermitteln, um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit darauf vertrauen kann, daß sie völlig unabhängig ist. Ich werde sicherstellen, dass diese Untersuchung gründlich ist und die vielen Fragen beantwortet, die jeder hat, wenn ein solches Ereignis eintritt.“

„Es ist mir völlig klar, wie belastend und verstörend das für die Familie und die Gemeinde sein muß.“

„Zeugen des Vorfalls können entscheidend zu unserer Beweissammlung beitragen. Daher würde ich jeden, der den Vorfall sah, dringend bitten, uns zu kontaktieren.“

Für jeden, der Informationen hat: Tel. 0800-096-9079 oder E-Mail ferrylaneshooting@ipcc.gov.uk.

*) http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Trident_%28Metropolitan_Police%29

**) http://en.wikipedia.org/wiki/Specialist_Firearms_Command

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