London Unruhen - Sonntag, 7. August 2011 (Fortsetzung 01)
11.08: David Lammy spricht von „einer Gemeinschaft, die bereits verletzt war und der man nun das Herz herausgerissen hat.“
Die Gemeinschaft sei „zerschlagen“ durch „sehr, sehr dumme Menschen, von denen viele nicht aus Tottenham kommen“. Lammy sagt, die Leute kamen aus meilenweit entfernten Vierteln, um zu plündern und Gewalt auszuüben.
Der Abgeordnete Tottenhams weist darauf hin, dass „wir nicht wissen, ob es Tote gibt“ - es könnten Menschen in den ausgebrannten Gebäuden gewesen sein.
Lammy sagt, es gibt Fragen zum Verhalten der Polizei, die den Protest gewalttätig werden ließ. Er sagt, es dauerte viele Stunden, bevor wir „die Art von Polizeiarbeit sahen, die ich für angemessen halte“.
11.16: Kommandant Adrian Hanstock, Metropolitan Police, spricht für Scotland Yard. Die Ereignisse der letzten Nacht seien „absolut inakzeptabel“ gewesen, sagt er.
Der Tod von Mark Duggan war „extrem bedauerlich“. Die friedliche Demonstration am Abend wurde von einer „kleinen Zahl von kriminellen Elementen“ ausgenützt.
Die Plünderungen seien „absolut inakzeptabel“. Die Polizei versucht heute, das Gefühl von Ruhe im Bezirk wieder herzustellen.
Das war die Hauptaussage Hanstocks.
11.20: „Vorbereitet“ sei ein friedlicher Protest gewesen, sagt Hanstock.
Die Polizei habe erfahren, dass der Protest friedlich sein sollte. Er sagt, die Gewalt sei „extrem“ gewesen und „konnte nicht vorhergesehen werden“.
Auf der Grundlage der Informationen, die man hatte, beschloss man, kein großes Polizeiaufgebot hinzuschicken.
11.26: 42 Personen wurden verhaftet, sagt Hanstock.
Ob die Polizei zu langsam reagiert habe, wurde er gefragt.
„Nein, überhaupt nicht“, sagt er, fügt aber hinzu: „Denken Sie daran, es war Samstagnacht.“
Ob er glaube, dass man keine Leichen am Ort der Brände finden werde.
„Der Tag wird das zeigen.“
Hanstock sagt, die Polizei habe „genug Beamte eingesetzt“.
Heute werde die Präsenz der Polizei auf den Straßen erhöht.
11.37: Ein Video scheint zu zeigen, dass in den frühen Morgenstunden Plünderungen in Wood Green stattfanden. Nzflapper, der die Aufnahme machte, sagt, da sei es etwa 5.40 gewesen.
Nach etwa einer Minute sieht es aus, als würden ein paar Leute H & M mit einigem Diebsgut verlassen und nach 1:46 Minuten steht eine Menge rund um JD Sports.
Vikram Dodd, der aus Wood Green kommt, meint, wenn die Zeit, als das Video gedreht wurde, stimme, dann hätten die Plünderungen dort drei Stunden gedauert.
12.06: Blog-Leserin Fran hat sich zu den nächtlichen Ereignissen per E-Mail gemeldet. Sie schreibt, sie habe von der Polizei erfahren, man habe nicht über die Ressourcen verfügt, um die Polizisten zum Tottenham Hale-Einkaufszentrum zu schicken und die Plünderungen zu beenden.
Ich lebe in einer der Straßen hinter der Broad Lane, gegenüber dem Einkaufszentrum. Da waren junge Männer, die in den frühen Morgenstunden auf der Straße hin- und herliefen. Sie trugen Schachteln und schoben Einkaufswagen, die mit Diebsgut beladen waren. Unsere Straße ist nun mit leeren Schachteln, Sicherheitsetiketten und Kleiderbügeln übersät.
Ich ging kurz vor 6 Uhr zum Einkaufszentrum - junge Menschen gingen bei JD Sports ein und aus, auf den Armen Schuhe und Kleidung. Mindestens zwei Autos in meiner Straße hatten den Kofferraum offen, und drinnen waren gestohlene Klamotten zu sehen. Ein Nachbar erzählte mir, dass Carphone Warehouse total leergeräumt worden war. Die Polizei tauchte erst um etwa 6.15 auf. Als ich sie vorher angerufen habe, sagten sie, man habe nicht genug Leute, um jemanden dorthin zu schicken.
Ein bisschen später drehte ich um, und ein Polizist aus Surrey bewachte Comet. Er sagte, einige seiner Leute seien verletzt worden. Der Manager von Asda sagte, sein Laden sei von Plünderungen verschont geblieben. Aber ein anderer Nachbar erzählte mir eine Stunde später, dass Plünderer von hinten in Asda eingebrochen seien, und alle Geschäfte im Einkaufszentrum seien betroffen.
12.17: Laut Aussage von Kommandant Adrian Hanstock, Metropolitan Police, seinen zwei Beamte im Krankenhaus geblieben.
Die Unruhen und die Gewalt vergangene Nacht in Tottenham seien völlig inakzeptabel. Das Verhalten einer kriminellen Minderheit habe für Polizeibeamte, Feuerwehrleute und die Bevölkerung eine erhebliche Gefahr dargestellt.
Der Tod von Mr. Duggan sei äußerst bedauerlich und werde Gegenstand einer unabhängigen Untersuchung durch das IPCC werden. Es sei absolut tragisch, dass jemand gestorben ist, aber das bedeute nicht, das gebe einer kriminellen Minderheit das Recht, Geschäfte und die Existenzgrundlagen von Menschen zu zerstören und in ihrer Umgebung Dinge zu stehlen.
Es gab keine Anzeichen, dass sich aus dem Protest von gestern kriminelle und gewalttätige Unruhen entwickeln würden. Wir glauben, dass bestimmte Elemente, die nicht an der Demonstration beteiligt waren, die Gelegenheit nutzten, um Unruhe zu stiften und die Polizei zu attackieren, Feuerwehrleute zu beschimpfen und Fahrzeuge und Gebäude zu zerstören. Wir glauben nicht, dass das etwas ist, was die überwiegende Mehrheit der gesetzestreuen Bürger in Tottenham stillschweigend hinnehmen würde oder sich gewünscht hat.
Als sich die Unruhen verstärkten, haben wir sofort reagiert. Aber die Aggression gegen die Polizeibeamten war so heftig, dass wir auch von Polizisten aus der Umgebung unterstützt werden mussten, was ganz unserem Notfallplan entspricht, wie er für ein solch bedeutendes Ereignis vorgesehen war.
Unsere Beamten wurden mit Flaschen, Brandbomben und andere Wurfgeschossen bombardiert.
An erster Stelle stand immer der Versuch, Leben zu schützen. Wegen der Zunahme der Menge an Menschen auf der Straße und der Gewalt, die gegen die Polizei und Feuerwehr angewandt wurde, ist das unsere Priorität geblieben. Wir sind uns dessen bewusst, dass eine Reihe von Läden geplündert wurden, und das ist sehr bedauerlich. Wir sind uns auch sehr bewusst, wie störend und teuer dies für kleine und große Unternehmen sein wird und wie negativ die Auswirkungen auf die Bewohner sein werden.
Wir haben ausgezeichnete Aufnahmen der Überwachungskameras, und diejenigen, die kriminelle Handlungen begangen haben, werden identifiziert und dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Wir appellieren an jeden, der Informationen über die Beteiligten hat, mit der Polizei Kontakt aufzunehmen.
Aufgrund der Unruhen in der vergangenen Nacht sind 26 Polizisten verletzt worden, zwei mussten noch im Krankenhaus bleiben. Es hat bisher 42 Festnahmen wegen gewaltsamer Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, Einbruchs und Diebstahls gegeben.
12.20: Mein Kollege Jason Rodrigues hat folgenden Bericht über die letzte Nacht geschickt:
Ich fuhr heute um 5 Uhr morgens mit dem Rad nach Tottenham und konnte zunächst nicht durchkommen, weil die Polizei die High Road blockiert hat. Ich wollte sehen, was im dortigen Einkaufszentrum passiert war. Bevor ich dort ankam, sah ich eine Gruppe von fünf Jugendlichen, vielleicht sogar jünger als 14, wie sie einen Einkaufswagen voller Kleidung und Sportschuhe auf der High Road vor sich herschoben. Keiner versuchte, das Gesicht zu verhüllen. Sie lachten sogar über einen vorbeifahrenden Autofahrer, der versuchte, sie mit seinem Handy zu fotografieren.
Im Einkaufszentrum waren die Schaufenster vieler Geschäfte eingeschlagen, und der Boden war mit weggeworfenen Verpackungen, Kleiderbügeln und Glasscherben übersät. Die Polizei musste gerade eingetroffen sein, denn etwa drei Männer im Alter von über 20 saßen, mit Handschellen gefesselt, vor PC World. Eine Polizistin stand nervös vor JD Sports, bereit, von ihrem Schlagstock Gebrauch zu machen, während ihre Kollegen gerade im hinteren Teil des Ladens versuchten, weitere Plünderer, die noch immer die Waren durchwühlten, wie jemand berichtet hat, zu vertreiben.
Ich bin dann in Richtung High Road zurückgefahren, diesmal entlang einer Nebenstraße, wodurch ich hinter die Linien der Polizei kam. Auf der High Road sah ich das ausgebrannte Wrack von dem, was vermutlich ein Polizeiauto gewesen war. Es brannte noch, die Räder bis hin zu den Felgen verschmort. Einige Polizisten kamen von ihrem Einsatz zurück und waren ebenso wie hiesige Ladenbesitzer über das Ausmaß der Zerstörung entsetzt, als sie alles bei Tageslicht erblickten - einige Beamte hatten sogar ihre iphones herausgenommen und machten Fotos vom ausgebrannten Auto.
Ich fuhr nach links und sah um 6 Uhr morgens mehrere stark gepanzerte blaue Polizeiautos vor der Hauptwache. Weitere Polizeiautos kamen an, einige aus Kent.
12.35: Ein anonymer Leser hat letzte Nacht aus Tottenham diesen Bericht geschickt:
Ich war zwischen 20.30 Uhr von 23.30 Uhr auf der High Road.
Ich kam an, nachdem die Polizeiautos in Brand gesteckt worden waren.
Danach war es relativ ruhig.
Es wurde gewalttätig und eskalierte, nachdem ein Polizist eine Frau mit seinem Schlagstock verletzt hatte.
Sie war in Not und lief in die Menge zurück, nachdem sie vor der Linie der Polizei gewesen war.
Das verärgerte das Publikum, und man fuhr fort, Steine, Flasche etc. zu werfen...
In Bezug auf den Bus - es war nur der Fahrer im Bus - er fuhr geradewegs auf die Menge zu - daher musste man ihn stoppen - Menschen stiegen in den Bus - der Fahrer stieg unbehindert aus und nahm die Schlüssel mit. Leute wollten die Schlüssel haben, aber der Fahrer weigerte sich, sie herzugeben - niemand bedrohte ihn
Warst du dort und kannst diesen Bericht bestätigen? Andere Berichte bestätigen, dass die Gewalt begonnen haben, nachdem es eine Frau mit der Polizei zu tun bekam. Email adam.gabbatt @ guardian.co.uk
12.43: Ich habe unsere Google-Karte zu den Plünderungen und den Gewalttätigkeiten mit Hilfe des Lesers Sam aktualisiert.
12.51: Lynne Featherstone, Abgeordnete für Hornsey und Wood Green und Innenministerin, hat folgende Erklärung abgegeben.
„Ich will den Polizisten und Kommandanten danken, die sich selbst in Gefahr begeben haben,“ sagt sie.
Featherstone will eine „sehr klare Botschaft an alle senden, die es darauf aus sind, Schaden zu verursachen“.
Die Botschaft lautet: „Du wirst die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.“
13.06: Zeit für eine Zusammenfassung:
• Plünderungen weiter in Wood Green, bis mindestens 5.30 Uhr an diesem Morgen, als die Polizei sich bemühte, auf die Proteste umzugehen. Gewalt hatte sich vorher von Tottenham her ausgebreitet.
• Die Plünderungen waren vorher in Tottenham unter Kontrolle gebracht werden durch die Polizei, die um 1 Uhr Teile des Tottenham Hale-Einkaufszentrums Berichten zufolge unter Kontrolle gebracht hatte, aber andere Berichte deuteten darauf hin, daß sich einige Plünderungen im Einkaufszentrum viel später ereignet haben.
• Etwa 42 Menschen wurden festgenommen, 26 Polizisten wurden während der Unruhen verletzt. Zwei bleiben im Krankenhaus. Die Polizei war nicht in der Lage zu sagen, ob es in der Nacht Tote gegeben hat.
• Tottenhams Abgeordneter David Lammy hat gesagt, die Unruhen seien „eine Schande“, während die Metropolitan Police sagte, die Ereignisse seien „absolut inakzeptabel“. Downing Street verwendete auch die Formulierung „absolut inakzeptabel“.
• Einige Berichte deuten auf eine Auseinandersetzung zwischen einer Frau und der Polizei hin, was die weitere Ausbreitung der Gewalt verursacht haben könnte.