Londoner Unruhen: die dritte Nacht - Montag 8 August 2011

2011-08-20-tottenham-25

guardian.co.uk, Montag, 8. August 2011, 7.39 Uhr Blogpost

7.37: Guten Morgen und herzlich willkommen auf dem Guardian Live Blog zu den Unruhen in London. Eine zweite Nacht der Ausschreitungen brach gestern Abend quer über London aus: Gewalt in mehreren Bezirken der Hauptstadt, von Brixton im Süden bis nach Enfield und Islington im Norden und Walthamstow im Osten.

Die neuen Unruhen - von denen einige bereits Teil eines abgestimmten Plans zu sein scheinen - haben bisher zu 100 Festnahmen geführt.

Die neuesten Ausschreitungen folgten Unruhen am Samstagabend in Tottenham im Norden von London, zu denen es nach der Erschießung Mark Duggans, 29, durch die Polizei am Donnerstag kam.

7.40: Scotland Yard hat gerade diese Erklärung veröffentlicht:

„Die Polizei reagierte auf sporadische Ausschreitungen in einer Reihe von Bezirken mit mehr als 100 Festnahmen in der ganzen letzten Nacht und heute früh. Dies zusätzlich zu den 61 Festnahmen am Samstagabend und Sonntagmorgen.

Nach der Aussage gab es 16 Anklagen wegen Straftaten wie Einbruch, Diebstahl und gewaltsamem Aufruhr. Eine Person wurde unter Berufung auf den Mental Health Act festgenommen, 11 erwartet eine Beratung durch des Child Protective Service, und gegen 15 wird ermittelt.

Die Erklärung schließt mit: Die Polizisten sind über das unerhörte Ausmaß der gegen sie gerichtete Gewalt schockiert. Mindestens neun wurden in dieser Nacht verletzt, zusätzlich zu den 26 am Samstagabend Verletzten.

Wir werden diese schändliche Gewalt nicht dulden. Die Ermittlung dient dazu, diese Verbrecher vor Gericht zu bringen.“

7.55: Der Labour-Abgeordnete und Telefonhacking-Aktivist Tom Watson hat gerade getwittert, dasser nicht verstehen kann, dass niemand von der Regierung im Amt ist, wenn es zu solchen Gewaltausbrüchen in der Hauptstadt kommt:

„Es ist bemerkenswert, dass der Premierminister, sein Stellvertreter, der Kanzler, die Innenministerin und der Londoner Bürgermeister außer Landes sind.“

7.59: Während wir beim Thema politische Führung sind, hat mein ehemaliger Kollege Kevin Maguire folgendes getwittert:

„Beweg dich bitte weiter. Hier ist nichts zu sehen. Krisen vorbei. Führung wiederhergestellt. Clogg zurück in England. Ich vermute, Clogg hat sich das gut überlegt...

8.05: Vor vier Monaten schrieb mein Kollege Peter Walker zum 30. Jahrestag der Unruhen in Brixton folgende Zeilen. Es ist eine faszinierende Lektüre nach den Ereignissen dieses Wochenendes.

„Kurz nach 18 Uhr an einem lauen Freitagabend vor fast genau 30 Jahren hat ein junger Polizist versehentlich eine Welle von gewaltsamen Unruhen in Gang gesetzt, die im Laufe der nächsten drei Monate durch Englands Innenstädte fegten.

Der Auslöser für die Unruhen, die die nationalen Einstellungen zu Deprivation, Rasse und Polizeipraxis grundsätzlich verändert haben, war harmlos genug: auf einer belebten Straße in Brixton, Süd-London, versuchte Steve Margiotta einen verängstigten jungen Schwarzen anzuhalten, der aus einer Stichwunde blutete; er forderte Verstärkung an, als der Jugendliche weglief.
Die Beziehungen innerhalb der Gesellschaft wurden zu einem bis dahin unerreichten Tief aufgrund der aggressiven Polizeirazzien. Innerhalb weniger Tage wurden 943 Menschen auf der Straße angehalten, und es verbreitete sich das Gerücht, dass Margiotta den Jugendlichen von einer medizinischen Versorgung abgehalten habe und dass er gestorben sei; beides stimmte nicht. Innerhalb einer halben Stunde versammelte sich eine wütende Menschenmenge und bewarf Margiotta und seine Kollegen mit Steinen und Flaschen.

Bevor das Wochenende vorbei war, waren mehr als 350 Polizisten verletzt und rund zwei Dutzend Gebäude wurden durch Brände zerstört worden. Nach Sommerende des Jahres 1981, eines Sommers der Unzufriedenheit in den Städten, der Massenarbeitslosigkeit und des schwelenden Grolls auf die repressive, manchmal offen rassistische Polizei, hatten ähnliche Szenen Teile von Liverpool, Manchester und Birmingham verwüstet.“

Nachtrag

Steve Margiotta, der Polizist, der die Unruhen in Brixton auslöste:

"Es war Freitag etwa 17 Uhr. Ich war gerade dabei, in einem Fall von Sachbeschädigung zu ermitteln, und durch eine Menschenmenge konnte ich diese Person mit einem ziemlichen Geschwindigkeit mir entgegenrennen sehen. Wir kollidierten, und als wir beide aufstanden, rutschte ihm sein Hemd von der Schulter, und ich konnte sehen, dass er blutete – es war eine Stichwunde. Ich war auch mit Blut bedeckt. Er lief weiter, und ich versuchte vergeblich, ihn einzuholen - nur um ihm zu helfen, weil ich sehen konnte, daß er schwer verletzt war. Einige Leute dachten vielleicht, ich wollte ihn verhaften. Sie sagten: Was machst du da? Warum bist du hinter ihm her? Der Mann lief weiter, weshalb ich mein Funkgerät aufdrehte. Erst später hörte ich, daß die Leute mich einen Auslöser nennen. Ich war aber sehr besorgt, dass ich da etwas falsch gemacht haben könnte. Ich war noch neu bei der Polizei - ich wollte meinen Job nicht verlieren."

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