Montag, 8. August 2011

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 13)

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16.31: Colin Blackstock, die in einem Bus ist, hat berichtet, dass eine Menge mit Steinen auf einen Polizeiwagen in Hackney wirft.

16.45: Dave Hill vom Guardian ist auf dem Narrow Way in Hackney, wo etwas im Gange zu sein scheint. Er schreibt:

„Alle Arten von Chaos und jede Menge Polizei. Es ist schwierig zu sehen, was passiert, aber es gibt eine Menge Polizeifahrzeuge und viel Polizei und viele Leute werden angehalten und ein paar verhaftet.

Es gibt auch eine Art Patt mit den Cops, aber es gibt keine Verwüstung von Geschäften, so weit er das sehen kann.

Jess Brammar, ein ITV News-Produzent, ist auch in Hackney, wo sie sehen kann, dass Steine auf die Polizisten geworfen werden und dass Jugendliche auf einem Polizeiauto herumspringen.

16.49: Mark Brown, unsere Kunst-Korrespondent, glaubt auch, dass es Probleme in Hackney geben wird:

„ Ein Polizei-Hubschrauber kreist dramatisch über Hackney. Sie sind bereits mehr als fünf Minuten hier. Ziemlich viele Kinder mit Kapuzen fahren hier auf ihren Rädern herum.“

16.50: Mark Brown hat gerade Bereitschaftspolizei in den Gärten der St.-Johannis-Kirche, Hackney gesehen.

16.53: Mein Kollege James Walsh hat mit einem Arbeiter beim Council in Hackney geredet. Es überrascht nicht, dass von Schwierigkeiten auf Mare Street gesprochen wurde, der Hauptstraße im Zentrum von Hackney. Der Arbeiter sagte:

„Alle Mitarbeiter des Councils sollten nach Hause zu gehen. Um 17 Uhr sollte in der Mare Street etwas passieren."

16.56: Ed Fraser, der Chef der Channel 4 News, hat das aus Hackney getwittert:

„Zwischenfall in Hackney Berichten zufolge begann eine Anhalte- und Durchsuchungsaktion - Wurfgeschosse werden auf die Polizei-Kette geworfen“

05.04: Matt Wells hat den Live-Blog von Sam Jones übernommen.

Unser Korrespondent Vikram Dodd berichtet, dass Scotland Yard Spezialkräfte in vier Viertel geschickt hat, was ermöglicht, dass die Polizei Verdächtige anhält und durchsucht, auch ohne begründeten Verdacht. Dabei kann man sich auf § 60 des Public Order Acts berufen. Die Viertel sind Lambeth, Haringey, Enfield und Waltham Forest. Die § 60- Kräfte waren am Sonntag um Mitternacht nach der zweiten Nacht von schweren Krawallen in London einberufen worden.

17.14: BBC News zeigt Live-Luftbilder von der Entwicklung der Lage in Hackney, wo es Auseinandersetzungen auf der Mare Street gab. Die Bilder zeigen Gruppen von Jugendlichen, die herummarschieren und versuchen, mit Stöcken die Fenster von Bussen und Geschäften einzuschlagen. Polizisten in Kampfausrüstung säumen die Straße, und eine Reihe von Bussen scheint dort festzusitzen. Ein Reporter beschrieb die Situation als „anhaltende Schlacht“.

17.23: Es gab einige dramatische Bilder von den Ausschreitungen am Wochenende, die erhebliche Schäden an vielen Gebäuden im Norden Londons zeigen. Unsere interaktiven Abteilung hat gemeinsam mit dem Fototeam daraus eine Vorher –Nachher-Diahow gemacht.

17.33: Steve Kavanagh, der stellvertretende Leiter der territorialen Polizeiarbeit bei der Met, der auch die Polizeiaktionen im Gefolge der Krawalle leitet, wird gerade auf BBC News interviewt. Zum ersten Mal räumte er mit sehr klaren Worten ein, dass die Polizei es verabsäumt habe, die Anliegen der Familie Duggan ordnungsgemäß zu behandeln, und er gab eine direkte Entschuldigung ab:

„Ich möchte mich bei der Familie Duggan entschuldigen, weil ich denke, dass sowohl die IPCC als auch die Metropolitan Police auf die Bedürfnisse der Familie besser eingehen können hätten.“

Es ist interessant, dass er in die IPCC in sein Eingeständnis einbezieht. Zuvor versuchte ja die Kommission, die Schuld für Versäumnisse bei der institutionellen Reaktion gegenüber den Duggans der Met zu geben.

17.41: Ein aktueller Artikel meines Kollegen Alexandra Topping, der oft seit dem Wochenende zitiert wurde, versucht wieder vorausschauend ein Licht auf das zu werfen, was in Hackney heute Abend passiert, wo sich anscheinend die Probleme in der Umgebung der Mare Street nach einem Vorfall bei der Durchsuchung von Jugendlichen ausgeweitet haben.

Alexandra sprach mit vielen Menschen in Hackney und sagt, die Jugendlichen dort „hassen" die Polizei. Einer erzählte ihr, er sie 17mal in einer Woche angehalten und durchsucht worden.

17.42: Die Press Association- Nachrichtenagentur berichtet, dass Boris Johnson, der Bürgermeister von London, morgen in die Hauptstadt zurückkehren wird, um sich mit der wachsenden Krise in der Hauptstadt zu befassen.

17.47: In Süd-London bestätigte der Polizeikommandant von Lambeth, der für Brixton verantwortlich ist, dass während der Krawalle in der letzten Nacht drei Messerstechereien ohne tödlichen Ausgang stattfanden. Er sagte, er habe einen verletzten Polizisten im Krankenhaus besucht und fügte hinzu, dass "sein Gesicht mit Stichwunden bedeckt war".

Ein Scotland Yard- Mordteam wurde beigezogen, um die Unruhen zu untersuchen, laut Ephgrave, der während einer bei einem Treffen mit dem Lambeth Rat und Bezirksleitern in Rathaus von Lambeth sprach.

17.49: Ein Anzeichen dafür, dass es heute Ärger in einer Reihe von Bezirken Londons geben könnte, ist die Tatsache, dass die Polizei das Stratford -Theater in Ostlondon geschlossen hat.

17.51: Die Innenministerin, Theresa May, die aus dem Urlaub zurückgekehrt ist, hat heute ein nur aufgezeichnetes Interview den Rundfunkanstalten gegeben. Sie sagt, dass mindestens 215 Menschen verhaftet wurden und 27 Personen aufgrund der Unruhen in London.

17.55: Unser Reporter in Hackney, Mark Brown, sagt, dass die Krawalle vorerst am Verpuffen seien. Es gebe sporadische Steinwürfe, und die Situation bleibe labil, aber die Polizei habe nun den Verkehr auf der Mare Street wieder erlaubt.

Inzwischen hat sich die Polizei mit den Unruhen in Lewisham beschäftigt. ITV London-Reporterin Charlene Weiß hat ein Foto von der Polizeikette auf der Lewisham High Street gepostet.

17.59: Das Videomaterial zeigt den Moment, als letzte Nacht das Mantella-Juweliergeschäft in Enfield überfallen wurde.

Früher haben wir berichtet, dass der Eigentümer, Erdal Mehmet, 49, sagte, dass Uhren im Wert von etwa 40.000 £ gestohlen worden waren.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 12)

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15.55: Die Leute in Hackney, Edmonton und anderswo fangen an, nervös zu werden.

Dave Hill twittert:

„Geringe Polizeipräsenz bei Narrow Way Ende Mare Street. Alle Geschäfte geschlossen. Fußgänger laufen herum, scheinen entspannt zu sein.“

Paul Lewis twittert:

„Überlappende Twitter-Berichte von Geschäften in Edmonton und in anderen Vierteln von Nord-London, die geschlossen wurden.“

16.00: Mehr über das angebliche BlackBerry Messaging-Fieber von Peter Walker:

„Wenn die jungen Leute, mit denen ich in Enfield gesprochen habe, recht haben, dann ist das ein mit BBM organisierter Aufruhr. Ein 17-jähriges Mädchen, Alice, 17, zeigte mir die Blackberry-Botschaft, die sie erhalten hatte und in vielerlei Hinsicht ähnlich der war, die bei Paul Lewis zu sehen war:

„Jeder in Edmonton, Enfield, Wood Green, alle im Nordlondons, treffen sich im Enfield Bahnhof 16 Uhr. "

Es heißt, dass Leute Einkaufswagen und Hämmer mitbringen, sich auf Schwierigkeiten vorbereiten und die Nachricht an alle ihre Kontakte weitersenden sollen.

In vielerlei Hinsicht ist das alles sehr viel Teenager-Prahlerei und -Übertreibung, aber es scheint gewirkt zu haben: Alices Freund, Alixe, auch 17, erzählte mir, sie sah eine große Menschenmenge, die sich im Bahnhof versammelt hat.

Sie beobachtete die meisten Plünderungen und sagte, dass sie vor allem anscheinend von solchen aus anderen Bezirken ausgeführt wurden, während Einwohner von Enfield, sie selbst eingeschlossen, nur zusahen. Nachdem sich die Menge aus dem Zentrum Enfields zurückgezogen hatte, scheinen einige Gruppen ins nahe gelegenen Ponders End gegangen zu sein, wo eine Dixons- Filiale angeblich geplündert wurde.(Ich bin noch nicht dort gewesen.)“

16.04: Es wird ziemlich verrückt über angebliche Plünderungen und Zwischenfälle auf Mare Road in Hackney getwittert. Aber die Met spielt das herunter. Hier ist das, was ein sehr beschäftigtes Met-Pressebüro zur Situation zu sagen hatte:

„Es gibt eine Gruppe, die sich dort sammelt, aber wir sind auch da."

16.11: Bei all den Plünderungen, Gerüchten und Unruhen wird leicht vergessen, dass all das mit der Erschießung Mark Duggans vergangene Woche begonnen hat.

Eine Nachricht meines Kollegen Patrick Barkham aus Nord-London:

„Es ist warm und sonnig in Tottenham, und die Familie von Mark Duggan hat sich in ihrem Garten versammelt und diskutiert die traumatischen Ereignisse der letzten fünf Tage. Blumensträuße wurden draußen hingelegt.

Es überrascht nicht, dass sie nicht mit den Medien reden wollen, die sie beschuldigen, „ die Wahrheit zu verdrehen "und „all diese Lügen" über Mark zu verbreiten. Sie insistieren darauf: „Er war ein guter Mensch. Er war ein Familienmensch.“

Einige Mitglieder der Familie wollen versuchen, eine positive Nachricht zu verbreiten. Aber andere sind in Trauer und über die Berichterstattung in einigen Boulevardzeitungen verärgert. Daher ist es an der Zeit, sie in Ruhe lassen. Ob Tottenham heute eine ruhige Nacht haben wird, bleibt abzuwarten. Ein Polizeihubschrauber fliegt gerade über die High Road, wo einige Bewohner nach den Krawallen am Samstagabend noch ohne Strom sind."

16.18: Mein Kollege Colin Blackstock beginnt gerade die Nachtschicht. Er sieht eine Menge Polizisten in Hackney, aber keine Spur von Problemen, abgesehen von den geschlossenen Geschäften.

16.23: Josh Halliday versucht noch immer herauszufinden, was los ist mit dem BlackBerry-Hersteller Research In Motion. Er schreibt:

„RIM weigert sich, seine frühere Aussage, die einige Bestürzung auf Twitter verursacht hat, zu kommentieren oder zu erklären. Das kam früher von RIM:

„Wir fühlen mit jenen, die von den Ausschreitungen in London dieses Wochenende betroffen sind. Wir haben mit den Behörden Kontakt aufgenommen, um auf die Weise, die uns möglich ist, zu helfen.

Wie auf allen Märkten rund um die Welt, wo BlackBerry verfügbar ist, kooperieren wir mit lokalen Telekommunikationsunternehmen, Strafverfolgungs- und Zulassungsbehörden. Ähnlich wie andere Technologie-Anbietern in Großbritannien befolgen wir den Regulation of Investigatory Powers Act und kooperieren voll und ganz mit dem Innenministerium und der britischen Polizei."

Wie andere Technologie-Unternehmen, würde RIM wahrscheinlich eine gerichtliche Anordnung verlangen, ehe es private Daten ihrer Kunden übergibt, also die E-Mail-Adressen, BBM- Nicknamen oder den Inhalt der BBM-Nachrichten selbst. Aber es ist sicherlich merkwürdig für ein Unternehmen, ein so ein unklares Statement zu veröffentlichen und jedes Ersuchen um Klarstellung abzuweisen.“

16.27: Jasmine Coleman sendet das aus Brixton:

„Die Brixton Road ist noch für Verkehr und Fußgänger nach den Unruhen letzte Nacht gesperrt. Polizisten haben die Absperrungen auf der gegenüberliegenden Straßenseite nur zu Mittag geöffnet und kündigten an, sie für den Verkehr nach ein paar Stunden wieder zu öffnen. Aber es sieht aus, als würde dieser Teil von Brixton bis in den Abend hinein im Moment gesperrt bleiben würde Die. U-Bahnstation Brixton ist auch noch geschlossen, obwohl die Zug-Station offen ist.

Die meisten der am schlimmsten betroffenen Geschäfte sind nun mit Brettern vernagelt, doch es lieben noch Kleiderbügel auf dem Gehsteig verstreut. Was immer als nächstes geschieht, das Aufräumen wird hier Tage dauern.“

Donnerstag, 29. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 11)

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15.19: David Lawrence hat einen beredten und wütenden Artikel für Comment is free geschrieben, warum er sich wegen der Unruhen schämt, in Tottenham zu leben:

„Ich kenne Leute, die alles, was sie je besaßen, verloren haben, weil ihre Häuser am Wochenende niedergebrannt wurden. Ich kenne Leute, die hart gearbeitet und sich ein erfolgreiches Unternehmen geschaffen haben und jetzt nichts mehr besitzen Ich kenne Leute, die heute arbeiten müssen, es aber nicht können, weil ihr Arbeitsplatz nicht mehr existiert.

Die Versicherungsprämien im Bezirk werden wegen der Schäden raketenhaft steigen, und auch die Angst, es könnte wieder passieren. Die Hauspreise werden rapid sinken: wer würde ernsthaft in Erwägung ziehen, sich hier anzusiedeln? Last but not least, sind die Arbeitsplätze verloren gegangen, weil alle die großen Unternehmen, deren Filialen zerstört wurden, nicht daran denken, sie wieder zu eröffnen. Die Tottenham High Road war schon heruntergekommen, und jetzt wird es noch schlimmer werden. Wenn Sie dachten, Tottenham war bereits ein „Slum", warten Sie nur, bis sich der Rauch verzogen hat.

Es waren Leute da draußen, die wirklich auf der Suche nach Gerechtigkeit waren; andere sahen gerade darin eine Chance, ein Chaos zu erzeugen, und suchten Dinge für den persönlichen Gewinn. Sportschuhe von JD Sports stehlen? Handys von T-Mobiles sich unter den Nagel zu reißen? Das Loch in der Wand entfernen, so dass – im wörtlichen Sinn - ein Loch in der Wand bleibt? Alles im Namen der Gerechtigkeit ... richtig? Mark [Duggan] lebte in Tottenham und starb in Tottenham, aber Plünderer gingen bis nach Wood Green.“

15.30: Was verbindet die Tottenham-Unruhen mit denen in Brixton vor 30 Jahren und jenen der Bürgerrechte-Ära in den USA? Roland Nicholson, Jr hat dazu folgendes geschrieben:

„Als Student in London wurde ich im Jahre 1981 Zeuge von Unruhen, die im wesentlichen in der westindischen Community von Brixton ausgebrochen waren. Ich hatte während der Rassenunruhen nach der Ermordung von Dr. Martin Luther King Jr. in Baltimore gelebt.

Während mich die Unterschiede erstaunten, haben mich die Ähnlichkeiten nicht vom Sessel geworfen. Es gab einen Vorfall. Es gab viele Gerüchte. Gruppen von Burschen und jungen Männern, die nichts zu tun hatten, begannen auf eine bedrohliche Weise herumzustreunen. Die Schaufenster eines Likör- und eines Haushaltswarengeschäftes gingenkaputt, und andere Jugendliche schlossen sich denen an, vor allem um zu plündern, und da reagierte die Polizei.

Die Plünderungen verbreiteten sich weiter und weiter, mit dem Ergebnis, dass die Polizei schnell ausgeschaltet war und die Menge schnell realisierte, dass die Chance, dass jemand wegen der Plünderungen verhaftet wurde, recht gering war. Eine kleine Gruppe begann Feuer zu legen, um so die Polizei auf Distanz zu halten.

Dies ist ein Rezept für eine Katastrophe. Doch sowohl in Brixton und Baltimore als auch jetzt in Tottenham wurden die Krawalle wegen eines allgemeinen Gefühls unterstützt, dass unabhängig davon, in welcher ökonomischen Phase Großbritannien oder die USA gerade war, die Schwarzen davon nicht profitierten oder überproportional darunter zu leiden hatten.

Wer das nicht wusste, hatte einfach einen Großteil der Viertel in Baltimore, Brixton oder Tottenham nicht gesehen. Wenn Mitglieder von Minderheiten unter jener Art von wirtschaftlichen Misere leiden, die vor kurzem George Soros und Michael Bloomberg zu brachte, einen 130.000.000-Dollar- Fonds für junge Schwarze und hispanische Männer in New York zu fordern, um diese aus dem Zyklus von Kriminalität, Minimalausbildung und Arbeitslosigkeit herauszukriegen, gibt es eindeutig ein Problem. Dieses nicht zu sehen, marginalisiert die Menschen und macht sie unsichtbar. Was derzeit in Tottenham geschieht, zeigt, dass sie es eindeutig nicht sind.“

15.32: Mehr zum BBM-Thema von Jasmine in Brixton:

"Ein 25-jähriger Wachmann und Personaltrainer - der beobachtete, wie die Gewalt gestern Abend auf der Brixton Road ausbrach, aber nicht genannt werden will – hat gesagt, daß keine Blackberry-Nachrichten versandt worden waren, um die Plünderungen im Voraus zu organisieren.

Er sagte mir, es gab um 23.30 Uhr einen Konflikt zwischen einer Gruppe von etwa 15 Jugendlichen und Polizisten in der Nähe der Coldharbour Lane, der dann außer Kontrolle geraten war. Als die Randalierer Curry’s Elektrogeschäft aufgebrochen hatten, wurden BBM-Nachrichten verschickt, um andere zum Plündern einzuladen."

Er sagte:

"Ich sah Nachrichten dazu, was letzte Nacht losgewesen war Aber die Polizei wusste es ebenso. Sie hat Blackberrys, sie weiß, was los ist. "

„Vermutlich kam diese Aussage von Patrick Spence, dem General Manager von Global Sales und Marketing beim BlackBerry-Hersteller Research In Motion.

Wir haben um mehr Klarheit darüber gebeten, was das eigentlich bedeutet. Es scheint RIM um den Vorwurf zu gehen, die Firma sei zur Übergabe der Daten privater Nutzer bereit - allerdings weiß man, wie vorsichtig sie immer im Hinblick auf die Privatsphäre des Kunden war, weshalb ich bezweifle, daß dies der Fall ist.

Es sei an RIMs jüngste Konflikte mit Regimen im Nahen Osten erinnert. Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien drängten das Unternehmen seit Monaten, BlackBerry-Messiging und E-Mails über die Terrorismus-Ängste zu entschlüsseln.“

15.48: All das Gerede von BlackBerry-Messaging hat Jasmine - die aus Brixton berichtet - in eine nachdenkliche Stimmung gebracht:

"Ich wünschte, mein BlackBerry wäre so effizient. Ich war gezwungen, den Akku meines Handys auf einem fremden Computer in einem Café aufzuladen, wo ich auch andere Reporter in der gleichen Zwangslage sah.“

Dienstag, 27. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 10)

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14.28: Ein beunruhigender Bericht von Jasmine in Brixton, die schreibt, dass Kinder im Alter von 12 an den Plünderungen teilgenommen haben könnten:

„Ein Augenzeuge, der nicht genannt werden wollte, sagte ein Polizist, der an diesem Morgen auf der Brixton Road auf Patrouille war, sagte ihm, er glaube, auch 12-Jährige seien an der Plünderung beteiligt gewesen.

Letzte Nacht hat er mehr als hundert Menschen beobachtet hatte, die mit „Schachteln um Schachteln" voller elektrischer Geräte wie Plasma-Fernseher und Videospielen auf der Straße herumliefen.

Er sagte, dass, während bereits im Zentrum von Brixton patrouilliert wurde, die Bereitschaftspolizei am Tatort der Gewalt mindestens eine Stunde später eingetroffen war. "

14.35: Karen, eine Leserin aus Haringey, fühlt, dass letzte Nacht die Probleme in ihrem Bezirk ein wenig überdeckt wurden. Hier ist, was sie zu sagen hat:

„Ich wohne direkt gegenüber dem Arena-Einkaufspark in einer Wohnung und hatte einen guten Blick auf das, was gestern Abend geschah. Wir nahmen die ganze Sache auf und machten auch ein paar Fotos. Es müssen mindestens 30 Personen gewesen sein, und mehr kamen hinzu. Sie betraten zuerst das Carphone Warehouse und gingen dann weiter zu Peacocks. Die Polizei kam, als sie versuchten, in Sports Direct einzudringen.

Obwohl anscheinend niemand verletzt worden war, war das Ganze doch ziemlich erschreckend mitanzusehen – ohne zu wissen, ob die Dinge nicht noch eskalieren würden. Klar, dass diese Jugendlichen einfach die Situation ausgenutzt haben, und es war ein ziemliches Katz-und Maus-Spiel zwischen ihnen und der Polizei, als sie wieder in die Geschäfte gingen, ungeachtet der Präsenz der Polizei. Schockierend und sehr beängstigend! Diese Leute nehmen eindeutig keine Rücksicht auf das Gesetz oder anderer Menschen Eigentum. Ich hoffe, das geht jetzt bald zu Ende."

14.40: Sie fragen sich, was unser London Blogger, Dave Hill, bezüglich der Ausschreitungen und Plünderungen macht? Hier sind fünf Reflexionen über die jüngsten Ereignisse. Lesenswert - insbesondere Nr. 2:

„Krawalle werden oft als „sinnlos" beschrieben. Das Problem ist, sie sind es nicht. Ich weiß, warum das Wort verwendet wird: Es drückt unsere Zweifel aus und verweist manchmal auf die der Anti-Produktivität der Ausschreitungen... Aber Leute, die Unruhen erzeugen, haben Gedanken, und darin sind ihre Taten begründet.

Diese Gründe variieren und können vielfältig sein. Es werden schlechte Gründe sein, auch miserabel erklärbar. Aber Gründe sind es. Nennen Sie es Motive, wenn Sie das lieber tun. Diese können Gier, Hass sein, ein Verlangen nach einem höheren Status, nach Kampf und Aufregung und nach einer antisozialen Art von Freiheit. Eine tiefe, vielleicht inkohärente Wut gegen die Autoritäten und nach einer sichereren, freundlicheren wohlhabenderen Welt, die sie nicht beitreten können, könnte auch ein Teil dieser Geschichte sein. Nichts davon ist ein Beweis für Gedankenlosigkeit, und das Geschehen damit zu erklären, bedeutet, sich vor der Realität zu verstecken.“

14.48: Steve Reed, der Leiter des Bezirksrats von Lambeth hat alle diejenigen scharf attackiert, die hinter den Unruhen und Plünderungen stehen, indem er ihnen vorwirft, es gehe ihnen nur um Räuberei:

„Jemand beschrieb sie als Banden von Kindern, die einen Supermarkt-Kehraus machen. Es war Curry, wo sie auf der Plasmafernseher aus waren, und H & M und Foot Locker, wo es Kleidung und Sportschuhe waren.

Es war ein massenhafter Diebstahl. Ich habe Geschichten über Leute gehört, die tatsächlich Kleidung anprobiert haben und mit Mülltonnen benützten, um sie mit Waren zu füllen. Es ging nicht um soziale Fragen, es ist eine Gelegenheit, um auf Raubzüge zu gehen."

Reed sagte auch, der Bezirksrat habe das Büro des Bürgermeisters um zusätzliche Polizisten für die nächsten Nächte gebeten.

14.50: Der Rat von Haringey hat einen Service für jene eingerichtet, die im Bezirk am Wochenende infolge der Unruhen obdachlos wurden. Wer Hilfe bei der Unterkunft braucht, sollte die Nummer 07792 437519 anrufen. Und wenn jemand Bettwäsche und Kleidung spenden will, kann er das in der Bezirksverwaltung von Süd-Tottenham tun, im Apex Haus, 820 Seven Sisters Road, London N15 5PQ.

15.53: Mein Kollege Josh Halliday hat gerade das via Facebook bekommen. Es wurde am Sonntagvormittag an einen Freund auf BBM gesendet:

„Ich bin darüber informiert, dass es ... heute Abend wieder rund um den Wood Green–Bereich wieder losgehen könnte. Sie werden sich bewegen, werden sich auf den Weg nach Enfield machen. Seien Sie ein bisschen vorsichtig heute Abend."

15.10: Blackberry - deren Technologie angeblich verwendet worden ist, um die Unruhen zu koordinieren – hat sich gerade über Twitter entschuldigt:

„Wir fühlen uns betroffen von den Unruhen in London. Wir haben den Behörden Hilfe angeboten, und zwar auf jede mögliche Weise.“

Außerordentlich.

15.14: Stephen Kavanagh, stellvertretender Polizeipräsident von London, sagt, heute Abend würden wieder Patrouillen hinausgeschickt werden, mit vielen Polizisten, die freiwillig auf ihren üblichen Dienstplan verzichten.

Kavanagh beschrieb die Welle von Plünderungen als „ekelhaftes Verhalten, das die Lebensgrundlagen von Menschen und Unternehmen zerstört", und schwor „schleunige Gerechtigkeit" für die Londoner als Antwort auf die Gewalt.

Donnerstag, 15. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 09)

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13.26: Ein Twitter-Nutzer unter dem Pseudonym InspectorWinter, der sich selbst als einen „Vollzugsbeamten" Mitte 30 beschreibt, hat einen detaillierten Blogeintrag über seinen Einsatz bei den Unruhen in Nord-London letzte Nacht geschrieben. Oft ist es schwer, diese anonymen Accounts zu überprüfen. Doch dieser User hat einen Feed mit Tausenden von Einträgen über Monate angelegt und erscheint wichtig.

In einem langen und nachdenklichen Beitrag schreibt er über den Versuch, einen Ladenbesitzer, dessen Lebensunterhalt in Flammen aufgegangen ist, zu trösten:

„Ich weiß einfach nicht, was ich ihm sagen soll... es ist wirklich herzzerreißend. Ich tu etwas, ich tue eine Menge die nächsten paar Stunden und ich sagte ihm, es tut mir leid und dann gebe ich ihm eine männliche Umarmung mit einem Klaps auf den Rücken. Helm wieder auf, und wir sind irgendwo anders.“

Er fährt fort, über seine Frustration darüber zu schreiben, daß man nicht in der Lage ist, diese Gesetzlosigkeit zu verhindern:

„Ich habe noch nie Plünderungen in dieser Größenordnung erlebt, eine Plünderung von Geschäften von Großhandelsketten findet statt, und es gibt nichts, was wir dagegen tun können, Ein paar Hardcore-Mitglieder meines Teams wollen „durchgreifen und dem Ganzen ein Ende machen“. Wir sind in der Minderzahl, wir werden durch die Schutzausrüstung behindert. Wenn wir in einer solchen Situation einen Fehler machen, schaden wir mehr, als wir nützen.“

Und er betont, dass die meisten Polizisten die Frustrationen der Bewohner über die Schüsse in Tottenham am Donnerstag verstehen.

"Das traditionelle, stereotype Bild eines für die öffentlichen Ordnung verantwortlichen Polizisten ist das eines Muskelbergs, dessen wichtigste Fähigkeit im Leben es ist, in der Lage zu sein, eine Tür mit einem Tritt einzutreten. Als ich die Leute um mich herum fragte, keiner von denen kann das. Sie sind alle recht intelligent. Im Van gab es lange Diskussionen darüber, was die Ursache von all dem gewesen sein könnte. Wir können den Zorn der Leute über die Erschießung von Mark Duggan durch die bewaffnete Polizei verstehen, wir wissen, dass sie Antworten wollen. Aber wir wissen auch, dass manchmal der investigative Prozess quälend langsam ist, das Warten auf die Forensik kann eine Weile dauern, der mühsamen Prozess, Zeugen zu finden und dann Aussagen zu bekommmen, das Aufspüren mittels der Videoaufnahmen und Kopien davon zu machen, dann sich das Ganze nochmals anzusehen. All diese Dinge sind schwierig genug für uns, geschweige denn für die Unabhängige Untersuchungskommission, und ich habe sehr wenig Ahnung von der Größe ihrer Ermittlungsgruppen, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß die sehr groß sind.“

13.58: Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, der für seine Abwesenheit (er ist im Urlaub) kritisiert wurde, hat eine Erklärung abgegeben. Er sagte, die Szenen von Gewalt und Zerstörung seien „total erschreckend".

„Die Menschen haben ihre Häuser, Geschäfte und den Lebensunterhalt durch sinnlose Gewalt verloren. Ich verstehe die Notwendigkeit dringender Antworten in Bezug auf die Schüsse, die zum Tod eines jungen Menschen vor Ort geführt haben, und man hat mir zugesichert, dass die IPCC für eine Beruhigung sorgen wird. Aber lassen Sie mich das klar sagen - diese kriminellen Gewalttaten in London haben nichts mit diesem Vorfall zu tun und müssen sofort aufhören.“

14.04: Die Vizeinnenministerin, Yvette Cooper, hat sich auch geäußert. Sie sagte, dass „ein sofortiges Eingreifen der Regierung notwendig ist, und zwar durch den Londoner Bürgermeister, die Met, die Stadträte und die Bezirke", um die Unruhe zu stoppen. Und sie kündigte indirekt an, dass Labour den Druck über die Verbindung zwischen den Ausschreitungen und den Einsparungen im öffentlichen Sektor aufrecht erhalten wird:

„Wir brauchen auch eine klare Strategie der Regierung und des Bürgermeisters, um zu verhindern, dass diese Unruhen sich im August und September fortsetzen. Das bedeutet, dass man schnellstens auf die Kapazität der Polizei und die Präventionsprogramme achten muß, die beide erhebliche Ursachen des Drucks im Augenblick sind."

14.21: Paul Lewis ist wieder da zum Thema, welche Rolle der Blackberry-Messenger bei all dem spielt:

„Es besteht kein Zweifel, dass der BBM - Blackberry-Messenger – verwendet wird, um die Unruhen zu organisieren. Es bestätigen mehrere Quellen, dass diese BBM-Nachrichten, die Leute in Enfield zu Plünderungen anfeuerten – bereits am Sonntag um 14 Uhr verbreitet wurden. Und das scheint die wichtigste Nachricht, die verbreitet wurde, zu sein, obwohl es Variationen gibt:

„An jeden in Edmonton Enfield Woodgreen überall im Norden - kommt zur Enfield Town Station, genau um 4 Uhr!! Geht von euren Höfen weg und trefft euch mit den Niggers. Scheißt auf die Bullen, bringt jede Menge Schläger mit, Trollys, Autos, Lkws, Hämmer! Schickt das herum für die Nackten, sorgt dafür, dass das keine Spitzel kriegen! Egal, was auch immer passiert, bleibt in Verbindung und macht Druck – krallt euch alles. Die Polizei kann es nicht stoppen. Aber löscht die Brände! Wiederholt das !!!!!"

Paulus fügt hinzu:

"Wir müssen darauf achten, die Flammen in einer solchen Situation nicht noch weiter anzufachen, und ich sträube mich dagegen, die (vielen) BBM-Nachrichten, die mit Anweisungen für heute Abend im Umlauf sind, weiterzugeben. Sie sind alle schwer zu verifizieren, aber generell gibt es Pläne, sich in mindestens sechs Bezirken im Norden von London zu sammeln. Sie können andere BBM-Nachrichten über die heutigen Aktionen vertrauensvoll schicken an: paul.lewis@guardian.co.uk.

14.26: Craig, ein ehemaliger HMV-Manager, hat per E-Mail mitgeteilt, wie frustriert und wütend er über das ist, was mit den Musik-Shops in Wood Green und Enfield passiert ist:

„Ich war 10 Jahre Manager bei HMV und habe noch viele Freunde dort, wie auch meine Freundin. Die Dinge sind jetzt extrem hart für HMV – die Mitarbeiter hatten zwei Jahre hintereinander keine Lohnerhöhung, bekamen selten einen Verkaufsbonus, und alles ist generell schwierig für sie. Letzte Nacht sind Plünderer nicht nur ins Geschäft eingedrungen und haben sich aus dem Verkaufslager bedient, sondern sie haben auch die Schließfächer des Personals aufgebrochen und dessen Besitz gestohlen. Wie können solche Aktionen auch nur im entferntesten gerechtfertigt werden?“

Dienstag, 13. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 08 )

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12.30 Uhr: Jasmine hat dies aus Brixton:

Die Polizei hat den Geschäften in den Straßen rund um die Brixton Road geraten zu schließen. Arbeiter sagen, die Polizei habe ihnen gerade mitgeteilt hat, es sei „sinnvoll" zu schließen. Nach den Aussagen der Leute ging der Brixton Splash Karneval auch ohne viele Probleme vorbei, obwohl einige sagen, es seien Gruppen gekommen, die in der Nacht Schwierigkeiten machen könnten.

Sameer Manro, die in einer Zahnarztpraxis in der Nähe der Brixton Road arbeitet, sagte:

„Ich glaube, das war opportunistisch. Es war ein Vorwand, um Sachen zu stehlen. Die Beziehung zwischen Jugendlichen und Polizei ist in den letzten Jahren besser geworden. Dies ist jetzt ein „neues" Brixton.

Vor fünf Jahren war es anders, es gab mehr Feindseligkeit. Nun ist die Gegend recht wohlhabend. Ich hätte nicht erwartet, dass das hier geschehen würde."

12.35: Sie werden bemerkt haben, dass es bisher im Westen von London keine Gewalt und Plünderungen gegeben hat. Aber die Leute im riesigen Westfield-Einkaufszentrum in Shepherds Bush wollen kein Risiko eingehen. Hier ist eine Erklärung von ihnen:

„Wir möchten unseren Besucher, Mitarbeitern und Händlern versichern, dass Westfield London wie gewohnt geöffnet ist und Berichte von Störungen stimmen nicht. Wir haben in Anbetracht der aktuellen Situation in London Polizei und Westfield- Security vor Ort. Und wir arbeiten eng mit der Londoner Polizei zusammen, um die Situation zu überwachen."

12.38: Mein Kollege Vikram Dodd ist bei Scotland Yard und wartet, bis ein Briefing über die Unruhen und Plünderungen beginnt.

12.47: Das Thema des Tages ist die Verwendung von BlackBerry Messenger - anstatt Facebook und Twitter – zur Koordinierung der Unruhen. Hier ist, was mein Kollege Josh Halliday dazu meint:

„Wenn es irgendein Anzeichen hätte geben sollen, dass ein friedlicher Protest eskalieren würde, dann war das nicht auf Facebook zu finden. Bei Twitter gab es einige Hinweise: Tweets über einen Versuch, am Sonntag den Hackney Karneval umzufunktionieren, wurden von der Polizei entdeckt, und die Veranstaltung wurde abrupt abgebrochen.

Allerdings scheint die mächtigste und minütlich geupdatete Rally auf einem verdeckten sozialen Netzwerk stattgefunden haben: nämlich BlackBerry Messenger (BBM).

Wenn man BlackBerry-Handys benützt - das Smartphone der Wahl für die Mehrheit (37%) der britischen Teens, laut einer Ofcom-Umfrage letzte Woche -, ermöglicht BBM den Benutzern, Nachrichten das Netzwerk an alle Kontakte, die mit „BBM PINs“ verbunden sind, zu versenden ".

Und im Gegensatz zu Twitter oder Facebook sind viele BBM-Nachrichten für die Behörden nicht zu kontrollieren (weshalb BBM von vielen Emirati teens verwendet wird, um den illegalen Klatsch über die Regierung und die Beamten).

12.51: Vikram Dodd twittert das von Scotland Yards Pressekonferenz:

# Londonriots traf Kommissionsmitglied: "Wir müssen die Missstände und Kriminalität zu trennen"

Während Sean O'Neill von der New York Times das hat:

„Met Acting Chief Tim Godwin sagt, Plünderungen seien „pure Kriminalität", und er will, daß die Justiz robust reagiert.“

12.57: Verkehrsnachrichten- Update, mit freundlicher Genehmigung von Jasmine Coleman in Brixton:

„Die Polizei sagt, dass die Brixton Road die nächste Stunde für den Verkehr gesperrt sein wird, und auch die Gehsteige könnten den ganzen Tag gesperrt werden, da Polizisten die Zerstörungen der letzten Nacht fotografieren.“

12.59: Inmitten des Blackberry-Aufruhrs punktet Twitter-Gigant Neal Mann - aka @ fieldproducer – damit, wie Nachrichten verbreitet werden:

„Erwähnenswert ist auch, dass sich Informationen auch sehr schnell via *Schockgesicht * verbreiten - Mundpropaganda durch Text und Anrufe.

13.15: Inzwischen hat die IPPC auf die Vorwürfe geantwortet, es habe nicht genug Kontakt mit Mark Duggans Familie gegeben, seitdem er am Donnerstag getötet wurde. Der Inhalt ist eher kritisch gegenüber der Met und wie sie sich verhalten hat.

Die IPCC sagt auch, sie erwarte, dass die Ergebnisse der Kugeltests innerhalb von 24 Stunden bekannt werden.

In ihrer Erklärung sagte Rachel Cerfontyne, die IPCC-Kommissarin, die die unabhängige Untersuchung von Mark Duggans Tod überwacht:

„Mir sind die verschiedenen Medienberichte bekannt, die andeuten, dass wir noch nicht ausreichend Kontakt mit Herrn Duggans Familie seit seinem Tod hatten. Nach meinem Treffen mit der Familie gestern (Sonntag) wurde mir ganz klar, dass sie sich nicht über einen Mangel an Kontakt oder Unterstützung durch die IPCC beschwert, sondern über das Verhalten der Polizei, die nach dem Tod ihres Sohnes keinen Kontakt mit ihnen aufnahm.

Es ist nicht in der Verantwortung der IPCC, die Nachricht über jemandes Tod zu überbringen, und ich habe Herrn Duggans Familie gesagt, dass ich versuchen werde, dieses Problem mit der Met zu klären und das auch, falls erforderlich, ein Teil unserer Untersuchung sein würde.

... Ich bin mir auch dessen bewusst, dass Herr Duggans Familie sehr unglücklich darüber war, dass sie vor der Polizeistation so lang warten musste. Die IPCC wurde von der MPS um 8.30 Uhr am Samstagabend kontaktiert. Man sagte uns, dass Herrn Duggans Partnerin dort sei und man Antworten auf eine Vielzahl von Fragen haben wollte, aber jetzt weg sei...

"... Die IPCC-Ermittler sind derzeit in Kontakte mit Wissenschaftlern des Forensic Science Service in Bezug auf eine Analyse der Ballistik. Wir würden erwarten, dass die in der Lage sind, uns überprüfte Ergebnisse innerhalb der nächsten 24 Stunden mitzuteilen."

Sonntag, 11. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 07)

2011-08-20-tottenham-30

12.08: Einer der New York Times London-Korrespondenten, Ravi Somaiya, war während des gesamten Wochenendes vor Ort im Norden von London und hat eine Reihe guter Artikel geschrieben. In seinem jüngsten Bericht verknüpft er Armut, Budgetkürzungen und die Krise der Führung der Met:

„Die Frustration hat sich in diesem verarmten Bezirk [Tottenham], wie in vielen anderen in Großbritannien, verstärkt, als das Sparbudget der Regierung einschneidende Kürzungen bei den Sozialausgaben erzwungen hat.

Zur gleichen Zeit wurde eine weit verbreitete Geringschätzung für die Gesetzeshüter hier, wo sich eine große afro-karibischen Bevölkerung von der Polizei mißbräuchlich herausgegriffen gefühlt hat, nur noch durch die Skandaltrommeln intensiviert, die Scotland Yard in den letzten Wochen gequält haben und zum Rücktritt zweier Führungskräfte der Polizei geführt haben.“

12.11: Mein Kollege James Ball hat nun mit Stella Creasy, der Abgeordneten für Walthamstow gesprochen.

Sie hat ihm gesagt, dass es letzte Nacht 21 Festnahmen in ihrem Bezirk gab, plus einen Angriff auf Tesco, der einen geschätzten Schaden von £ 100.000 verursacht hat. (Aber es ist offen und verkauft heute.)

Sie fügte hinzu:

„Letzte Nacht war eine extreme Situation. Wir waren vorher noch nicht mit solch koordinierten Plünderungen konfrontiert. Die Leute sind nur drauf aus zu stehlen.

Das ist eine Art organisierter Kriminalität, die wir nie zuvor gesehen haben. Das war organisiert: Ich war letzte Nacht dort, und die Leute fragten nach dem Weg zu unserem Bezirkszentrum, um es anzugreifen.

Plünderer nutzten die sozialen Netzwerke, die großen Kommunikations-Tools, aber man soll nicht Twitter die Schuld geben. Denn dahinter stehen Menschen, die bereit zum Einbrechen und Stehlen sind.

Wir sollten uns nicht übermäßig aufregen. Die Firmen sind verärgert, aber die Leute sind ruhig. Sie verstehen, dass das keine sozialen Unruhen waren, es war etwas anders.

Mein Bezirkskommandant sagt, er habe all die Unterstützung und die Ressourcen bekommen, um die er gebeten hatte. Es gab eine starke Präsenz der Polizei gestern Nacht, und es wird auch heute nicht anders sein.“



12.17: Mein Kollege Paul Lewis hat es eine von den BBM-Nachrichten bekommen, die letzte Nacht auf den Blackberry-Handys im Umlauf war.

Er schreibt:

„Es ist schwer zu überprüfen, aber mehrere Quellen haben mir diese identische Botschaft geschickt - trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Wenn authentisch, erklärt es einen der weniger berichteten (und verstandenen) Aspekte der Unruhen der letzten Nacht: das Erscheinen einer kleinen Anzahl von Plünderern in die frühen Morgenstunden am Oxford Circus. Ich weiß nicht, woher sie kamen, aber bis zur Londoner Innenstadt ist es ein langer Weg von den meisten Wohngebieten in der Hauptstadt, ohne öffentliche Verkehrsmittel zu benützen. Das beseitigt die Zweifel daran, daß die Unruhen nicht bestens organisiert wären:

‚Jeder von allen Seiten von London trifft sich im Herzen von London (Zentral) Oxford Circus! Bare SHOPS werden kaputt gemacht, kommt also und holts euch (Gratisware!) Fick die Bullen, wir schicken zurück mit UNSERER Bereitschaftspolizei! >:0
Wenn du einen Bruder siehst... SALUT!
wenn du einen Bullen siehst ... SCHIESS!
Wir brauchen mehr MÄNNER als Bullen. Jeder hat freien Lauf, alle von London und von anderswo, ihr seid eingeladen! Reiner Terror und Chaos & Gratisware.... Zertrümmert die Schaufenster und schnappt auch den Stoff, den ihr braucht! Oxford Circus !!!!! 9 Uhr, wir brauchen keine Scheißpolizei auf der Straße herumlaufen und unsere Brüder im Gefängnis stecken,
es ist eine freie Welt daher habt viel Spaß beim Herumrennen, wilden Einkaufen;)
Oxford Circus 9.00 siehst du einen Bullen einen Bruder angreifen, SPRING REIN! JEDER SPRINGT REIN Nigger werden überall lauern, alle schwarz, wir schlagen zu um 9.15 Uhr-9.30 , schaut, dass ihr dort seid, wir sehen uns dort. Vergesst die LOCATION nicht!!! OXFORD CIRCUS!!!
MÜSST WEITERLEITEN an alle Kontakte! "

Wenn jemand anderes Kenntnis von BBM-Nachrichten hat, die verwendet wurden, um Plünderungen zu organisieren, bitte mailen Sie diese vertrauensvoll an paul.lewis @ guardian.co.uk

12.21: David Camerons offizieller Sprecher hat die Gewalttaten als "völlig inakzeptabel" bezeichnet:

„Für uns ist sehr klar, dass die Verantwortlichen für die Gewalttaten und Plünderungen mit den Konsequenzen ihres Handeln konfrontiert werden."

Gefragt, ob der Premierminister, der im Urlaub in Italien ist, die Reaktion der Polizei ausreichend halte, sagte er zu den Reportern:

„Wir loben die Arbeit, die die Polizei geleistet hat und die auch andere Rettungsdienste in den letzten Tagen getan haben.

Sie verdienen unseren Dank dafür, dass sie sich selbst in Gefahr gebracht haben."

Es war richtig, die Ergebnisse der Überprüfung abzuwarten, bevor man sie kommentiert, sagte er. Der Sprecher sagte, er sei ihm nicht bekannt, dass Gespräche zwischen Cameron und dem Londoner Bürgermeister Boris Johnson, der auch im Urlaub ist, über die Unruhen stattgefunden haben.

12.28: Wir haben heute Vormittag eine Menge aus Brixton gehört, aber nicht viel aus Nord-London.

Peter Walker, der in Enfield ist, hat das geschickt:

„Einige ziemlich bedeutende Bereiche des Zentrums von Enfield blieben nach den schweren Plünderungen letzte Nacht abgesperrt. Das Zentrum schaut sehr solide und wohlhabend aus, aber im Bezirk gibt es Gegenden mit erheblicher Benachteiligung. Die Ladenbesitzer und anderen Einheimischen, mit denen ich gesprochen habe, sind sich darin einig, dass das sowohl ein Aufruhr von Nachahmern war als auch vorbereitet - insoweit, als Jugendliche zu sehen waren, die sich in Gruppen vorher trafen und Freunde herbeiriefen.

Die am schlimmsten betroffenen Orte betreffen eine geplünderte Filiale der Kleider-Kette H & M und Silver Street, nahe der heutigen Bezirksverwaltung, wo mehrere Geschäfte zerbrochene Fenster haben und sich Ziegel auf der Straße häufen. Eine Person erzählte mir, eine Mauer wurde teilweise abgerissen, um das vorzubereiten, aber das war aus zweiter Hand.

Direkt im Bezirkszentrum wurden einem unabhängigen Juwelier, G Mantella, das Metallgitter von schätzungsweise 200 jungen Leuten aufgerissen, die dann einen schweren Barhocker aus Stahl benutzten - immer noch auf dem Gehsteig -, um ein Schaufenster einzuschlagen.

Der Besitzer, Erdal Mehmet, 49, sagte, Uhren im Wert von etwa 40.000 £ seien verschwunden. Er sagte, er schätze sich glücklich, dass das andere verstärkte Schaufenster, mit Schmuck dahinter, nicht zerbrochen ist und dass niemand verletzt wurde.

Einige Einheimische sagten, die Innenstadt könnte ein leicht haarige Sache in der Nacht sein, aber alle sind ziemlich geschockt."

Samstag, 10. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 06)

2011-08-20-tottenham-29

11.30 Uhr: Thegreatgame fragt unten im Thread nach der von der Polizei stammenden Kugel, die im Funkgerät eines Polizisten gefunden wurde, nachdem Mark Duggan am vergangenen Donnerstag erschossen worden ist:

„Kann der Guardian bitte erklären, was eine „von der Polizei stammende Kugel“ ist? Wie kann man eine runde 9 mm von einer anderen unterscheiden? Hat die Polizei in ihre Munition ER geätzt oder so was?“

Ja, wir können, laut unserer Korrespondentin für Verbrechen, Sandra Laville, das erklären:

„Polizei Kugeln sind sehr deutlich zu erkennen, weil die Metropolitan Police Dumdum-Hohlkugeln benutzt, die das Objekt nicht durchschlagen.“

11.34: Londons Bürgermeister, Boris Johnson, weigert sich, Theresa May zu folgen und seinen Urlaub trotz der Unruhen in der Stadt abzukürzen. Seine Haltung wurde von Kit Malthouse verteidigt, der sagte, eine Rückkehr wäre „eine Art Belohnung" für die Kriminalität.

Was meinen Sie - sollte er zurückkommen?

Äußern Sie Ihre Meinung, wir haben dazu eine Meinungsumfrage eröffnet.

11.46:Weiters von Andrew Sparrow, politischer Korrespondent in Westminster:

„Nick Clegg hat heute Behauptungen zurückgewiesen, dass es der Regierung nicht gelungen sei, eine Führungsrolle zu übernehmen, als die Hauptstadt am Wochenende von Ausschreitungen getroffen wurde, weil hochrangige Minister nicht in London seien.

Als man erfuhr, dass Theresa May, die Innenministerin, sich auf dem Rückflug nach Großbritannien befindet, um mit den Polizeichefs über die Unruhen zu reden, verteidigte Clegg die Reaktion der Regierung auf die Probleme und verurteilte das, was er als „unnötige opportunistische Diebstähle und Gewalttaten - nicht mehr und nicht weniger" bezeichnete.

An seinem ersten Tag von seinem Sommerurlaub zurück in Westminster sagte Clegg, die Gewalt sei „völlig inakzeptabel". Die Regierung stehe „Seite an Seite mit den Menschen in den Bezirken, verurteile die Gewalttaten und die Diebstähle“.

Es gab Beschwerden, dass die Regierung am Wochenende, als die Unruhen in London ausbrachen, keinen leitender Minister hatte. Aber Clegg bestand darauf, dass hochrangige Mitglieder des Kabinetts per Telefon in regelmäßigem Kontakt gewesen seien. Aber Clegg bestand darauf, dass hochrangige Mitglieder des Kabinetts per Telefon in regelmäßigem Kontakt gewesen seien.

„Ich lehne die Vorstellung völlig ab, dass diese Regierung irgendwie nicht sehr effektiv funktioniert hat", sagte Clegg. Er habe mit David Cameron, der in Italien auf Urlaub ist, an diesem Morgen telefoniert.

„Wir haben die Dinge angeordnet, um sicherzustellen, dass diese Regierung auf alle anfallenden Probleme effektiv reagiert. Wir stehen in ständigem Kontakt miteinander, und wir arbeiten diese Woche so effektiv, wie wir es in jeder Woche des Jahres getan haben."

11.52: Ein Twitter-Gerücht - oder genauer gesagt, der Mitherausgeber der Lib Dem Voice - legt nahe, dass Nick Clegg und Lynne Featherstone (Abgeordnete für Hornsey und Wood Green) an diesem Nachmittag hinaus nach Tottenham fahren werden.

„ Höre, dass @nick_clegg und @lfeatherstone an diesem Nachmittag Tottenham & Wood Green besuchen #LondonRiots“

11.57: Jasmine Coleman, die für uns auf den Straßen von Brixton herummarschiert, hat dort mit jungen Menschen über die Unruhen geredet - und was sie glauben, was sie angeheizt haben könnte.

Rianna Price, 18, die in der Nähe wohnt, sagte, sie denke, die Gewalt zeige das Ausmaß der Wut unter den Jugendlichen in London.

„Ich glaube nicht einmal, es geht da um Tottenham. Ich denke, sie versuchen, der Polizei etwas zurückzugeben, weil die grausam sind. Die verhaften dich für alles.

Ich denke, das betrifft mehr die Jugendlichen, die älteren Leute hier kommen damit gut aus."

Sie meinte, Randalierer könnten Geschäfte, die wenige aus dem Bezirk beschäftigen, als Ziele ausgesucht haben.

„Es ist ziemlich schwierig, Arbeit hier in der Gegend zu kriegen, auch wenn man hier lebt. Ich finde, es geht ihnen nur darum, alles zum Nulltarif zu kriegen. Sie tun das nur zu ihrem eigenen Vorteil. "

Sie sagte, sie denke, die Leute, die sich an den Unruhen beteiligen, kämen sowohl aus Brixton und auch anderswoher.

„Ich glaube nicht, dass die meisten hier alles demolieren wollen."

Und sie fügte hinzu, die Gewalt werde andauern, außer das Verhältnis zwischen Polizei und den Jugendlichen in London verbessere sich rasch.

"Ich glaube nicht, dass das die Polizei interessiert - es geht nur um Geld. Solange die sich nicht mit den tiefergehenden Fragen beschäftigen, wird das immer noch weiter gehen.

Die Polizei sollte ihre Macht nutzen, die Menschen zu stärken und ihnen zu helfen."

12.03: Zurück zur Frage, ob der Londoner Bürgermeister Boris Johnson aus dem Urlaub zurückkehren und die Situation in der Hauptstadt „übernehmen" sollte.

Das Mayorwatch Blog nimmt an, dass die Gespräche ein Ergebnis von Johnsons Wunsch seien, sich während seiner Amtsführung als Londons „Top Cop" darzustellen. Aber es gibt politische Gefahren bei dieser Strategie:

„Die Polizei steht unter intensiver nationaler Kontrolle, jeder Fehler und jede Schwäche kann sehr leicht als das Ergebnis von Boris‘ 'Sorglosigkeit' interpretiert werden, aufgrund derer er zwei Polizeipräsidenten innerhalb von drei Jahren verloren hat.

Nachdem er sich immer wieder selbst als “de facto“-Chef der der Metropolitan Police präsentiert hat, wird es für ihn schwierig sein, den Folgen zu entkommen, wenn die temporäre Führung, zu deren Installierung er beitrug, die Londoner hängen lässt."

12.05: Ein wenig mehr Wasser auf die Blackberry-Messaging-Mühle, mit freundlicher Genehmigung von Jasmine:

„In den Büros von Live, einem Magazin für junge Menschen in ganz London, ist es an diesem Morgen ungewöhnlich ruhig in Brixton. Die einzige, die zu erreichen íst, ist die Herausgeberin Celeste Houlker, 20. Sie erzählte mir, junge Leute hätten mit Blackberry- Handys die Unruhen diskutiert

Sie sagte, über das Wochenende habe es eine Blackberry-„Rundfunk"- Warnung an diejenigen gegeben, die an den Unruhen im Norden Londons beteiligt waren, diese nicht auch noch in den Süden zu exportieren:

"Ich fand alles über die Unruhen auf meinem Blackberry. Aber ich hätte nicht gedacht, es würde dieses Ausmaß erreichen.

Ich verstehe es überhaupt nicht. Vielleicht wollen sie einfach nur kopieren, was im Norden von London passiert ist. Was dort geschah, war die Folge einer Eskalation, aber was hier geschah, war ernst und geplant. Es ist überhaupt nicht lustig."

Freitag, 9. September 2011

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 04)

2011-08-20-tottenham-28

10.44: Scotland Yard wird um 12.30 Uhr eine Pressekonferenz abhalten, um mehr Details bekanntzugeben, die Plünderer zu verurteilen und die eigenen Aktionen zu verteidigen, sagt mein Kollege Vikram Dodd.

10.53: Der stellvertretende Ministerpräsident, Nick Clegg, hat gestern Abend die „unnötigen opportunistische Diebstähle und Gewalttaten" verurteilt, die, wie er gesagt hat, „absolut nichts mit dem Tod von Mark Duggan" zu tun haben.

10.58: Hier ist eine Karte, die meine Kollegin Hannah Waldram zusammengestellt hat und zeigt, welche Geschäfte in welchen Vierteln beschädigt wurden. Berichten Sie weiter an mich, den Kommentar-Thread oder an @guardian.

11.08: Mein Kollege Matthew Taylor, der letzte Nacht unten in Brixton war, hat gerade diese Rekapitulation der Ereignisse gemailt.

„Bis etwa 11.30 Uhr am Sonntag schien es, dass Brixton sich nicht von den Unruhen anstecken lassen würde, die über London fegten.

Das Splash Festival war ohne größere Probleme vorübergegangen, und mehrere tausend Teilnehmer begannen, sich zu entfernen, die Stimmung blieb überwiegend freundlich und ruhig.

Aber das änderte sich schnell ein paar Stunden später, als sich ein paar hundert Jugendliche - einige mit Masken oder Schals, andere mit Kapuzen tief ins Gesicht gezogen - versammelten und begannen, die Polizei mit Steinen und Flaschen zu bewerfen.

Die Situation und die Atmosphäre veränderten sich sehr schnell, und es gab Berichte von Zeugen, dass diese Gruppe gemeinsam in Bussen und Autos angekommen war, aber ich kann das nicht bestätigen.

Die Polizei erschien auf die Auseinandersetzungen unvorbereitet zu sein, und in den nächsten drei Stunden wurden Geschäfte entlang der High Street gestürmt und geplündert.

Männer, Frauen und Jugendliche verhalfen einander zu Waren und Bargeld von H & M, Vodafone, McDonalds und T-Mobile, während ein Großbrand Footlocker ergriff.

Die Menschen trugenauf ihren Armen Kleider und Schuhe weg und gaben sie an Freunde in den Autos weiter, sich unsicher auf Rollern fortbewegend oder zu Fuß. Obwohl sich die Polizei in einer nahe gelegenen Nebenstraße versammelt hatte, intervenierte sie mehr als eine Stunde lang nicht.

Etwa um 12.30 Uhr, als es stark regen begann, begann die Polizei die Menschen die High Street hinauf zurückzudrängen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Mehrheit der Zuschauer auf den Weg zu einer großen Filiale von Currys, eine halbe Meile vom Zentrum Brixtons entfernt.

Im Laufe der nächsten Stunden wurde das Geschäft geplündert, und Menschen kamen mit großen Flachbild-Fernsehern und Computern heraus. Einmal versuchte die Polizei zu intervenieren. Sie wurde aber von einem Steinhagel von Steinen zurückgetrieben. Die Polizisten konnten schließlich die Kontrolle über die Situation um 3 Uhr morgens gewinnen. "

11.13: James, ein weiterer in Brixton Ansässiger, hat uns diesen Bericht geschickt über das, was er gestern Abend sah. Er ist vor allem auf den Schaden ins Brixtons Nando verärgert:

„Ich wollte nur meine Meinung zur Behandlung der Polizei letzte Nacht in Brixton hinzuzufügen. Ich lebe in Brixton, buchstäblich gegenüber der Polizei, daher hatte ich eine sehr gute Sicht auf den gesamten Ablauf.

Gegen 12:30 Uhr haben wir dummerweise entschieden, hinauszugehen, um zu sehen, was vor unseren Augen geschieht, nachdem wir die Berichte gelesen hatten. Wir gingen durch die rauchschwadenbedeckte High Street und sahen Banden, die die Metallgitter des Pfandleihhauses aufrissen und buchstäblich durch die Tür hineinspazierten, um sich allen Schmuck, den sie finden konnten, unter den Nagel zu reißen.

Zuvor waren sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite in die Game Station eingedrungen, wo sie Ziegel und Leitern verwendeten, um die Fenster zu zerschlagen, bevor sie diese ausrauben. Aber in beiden Fällen stand die Polizei bei der Brücke in der Nähe der dann ausgebrannten Footlocker-Filiale auf der Brixton High Street, damit beschäftigt, Menschen am Vorbeigehen zu hindern, während buchstäblich vor ihren Augen die Plünderungen stattfanden.

Die Banden haben sich aus der Entfernung über die Polizei lustig gemacht, als sie dreist alles stahlen, was sie kriegen konnten. Nachdem sie etwa 15 Minuten zugeschaut hatte, rückte die Polizei langsam auf die Banden zu und verscheuchte sie. Aber inzwischen war der Schaden buchstäblich angerichtet und abgestaubt. Es hätte nur eines oder einiger Polizisten bedurft, um in der Mitte der High Street zu stehen und sie so abzuschrecken, doch nichts dergleichen.

Das schlimmste Ereignis - und am wenigsten in den Medien erwähnt - war die unsinnige Plünderung von Brixton Nandos. Eine sehr kleine Gruppe warf immer wieder Stühle gegen die Fenster, bevor sie nach einigen hektischen Versuchen brachen. Sie stahlen buchstäblich die Kassen im Ganzen (von denen ich annehme, daß sie leer waren), bevor drinnen ein Feuer entstand. Wir wohnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sodass wir den gesamten Bereich überblicken konnten. Die Polizei stand vor der Polizeistation in geschlossener Linie bis zum Nandos. Nach rund 40 Minuten tauchten Polizei und Feuerwehr auf, um etwa 2.40 Uhr.

Ich bin nicht blind gegenüber der Tatsache, dass es über ganz London ausgebreitete Unruhen gab. Doch der Mangel an Polizei in Brixton ermöglichte es, dass das alles gleich neben der Polizeistation geschah, was sehr verwirrend ist.

Die Situation wurde von der Polizei verschlechtert, weil sie weitgehend nur herumstand und zusah, bevor sie eingriff. Es hätte nur einiger Polizisten in der Mitte der Straße bedurft, um die Beschädigung der Game Station zu verhindern... "

11.20: Hier sind einige Zitate von Nick Clegg:

„Lassen Sie mich klarmachen, die Gewalt, die wir gestern Abend gesehen haben, hat zu absolut nichts mit dem Tod von Herrn Duggan tun. Es waren unnötige, opportunistischen Diebstähle und Gewalttaten - nicht mehr und nicht weniger.

Es ist völlig inakzeptabel, und die Menschen, die gelitten haben, sind diejenigen, die ihre Geschäfte verloren haben, Ladenbesitzer, die ihre Läden verloren haben, Familien, die ihre Häuser verloren haben, und viele Menschen, die sehr bedroht in ihren eigenen Vierteln fühlen."

Er sagte, die Regierung stehe „Seite an Seite" mit den Opfern und verurteile die Unruhen und Plünderungen aufs Schärfste, und fügte hinzu, es gebe "keinerlei Rechtfertigung" für die Erzeugung von Gefühlen von „Unsicherheit".

Londoner Unruhen: die dritte Nacht – Montag, 8. August 2011 (Fortsetzung 05)

2011-08-20-tottenham-28

10.44: Scotland Yard wird um 12.30 Uhr eine Pressekonferenz abhalten, um mehr Details bekanntzugeben, die Plünderer zu verurteilen und die eigenen Aktionen zu verteidigen, sagt mein Kollege Vikram Dodd.

10.53: Der stellvertretende Ministerpräsident, Nick Clegg, hat gestern Abend die „unnötigen opportunistische Diebstähle und Gewalttaten" verurteilt, die, wie er gesagt hat, „absolut nichts mit dem Tod von Mark Duggan" zu tun haben.

10.58: Hier ist eine Karte, die meine Kollegin Hannah Waldram zusammengestellt hat und zeigt, welche Geschäfte in welchen Vierteln beschädigt wurden. Berichten Sie weiter an mich, den Kommentar-Thread oder an @guardian.

11.08: Mein Kollege Matthew Taylor, der letzte Nacht unten in Brixton war, hat gerade diese Rekapitulation der Ereignisse gemailt.

„Bis etwa 11.30 Uhr am Sonntag schien es, dass Brixton sich nicht von den Unruhen anstecken lassen würde, die über London fegten.

Das Splash Festival war ohne größere Probleme vorübergegangen, und mehrere tausend Teilnehmer begannen, sich zu entfernen, die Stimmung blieb überwiegend freundlich und ruhig.

Aber das änderte sich schnell ein paar Stunden später, als sich ein paar hundert Jugendliche - einige mit Masken oder Schals, andere mit Kapuzen tief ins Gesicht gezogen - versammelten und begannen, die Polizei mit Steinen und Flaschen zu bewerfen.

Die Situation und die Atmosphäre veränderten sich sehr schnell, und es gab Berichte von Zeugen, dass diese Gruppe gemeinsam in Bussen und Autos angekommen war, aber ich kann das nicht bestätigen.

Die Polizei erschien auf die Auseinandersetzungen unvorbereitet zu sein, und in den nächsten drei Stunden wurden Geschäfte entlang der High Street gestürmt und geplündert.

Männer, Frauen und Jugendliche verhalfen einander zu Waren und Bargeld von H & M, Vodafone, McDonalds und T-Mobile, während ein Großbrand Footlocker ergriff.

Die Menschen trugen Arme voller Kleider und Schuhe weg und gaben sie an Freunde in den Autos weiter, sich unsicher auf Rollern fortbewegend oder zu Fuß. Obwohl sich die Polizei in einer nahe gelegenen Nebenstraße versammelt hatte, intervenierte sie mehr als eine Stunde lang nicht.

Etwa um 12.30 Uhr, als es stark regen begann, begann die Polizei die Menschen die High Street hinauf zurückzudrängen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Mehrheit der Zuschauer auf den Weg zu einer großen Filiale von Currys, eine halbe Meile vom Zentrum Brixtons entfernt.

Im Laufe der nächsten Stunden wurde das Geschäft geplündert, und Menschen kamen mit großen Flachbild-Fernsehern und Computern heraus. Einmal versuchte die Polizei zu intervenieren. Sie wurde aber von einem Steinhagel von Steinen zurückgetrieben. Die Polizisten konnten schließlich die Kontrolle über die Situation um 3 Uhr morgens gewinnen. "

11.13: James, ein weiterer in Brixton Ansässiger, hat uns diesen Bericht geschickt über das, was er gestern Abend sah. Er ist vor allem auf den Schaden ins Brixtons Nando verärgert:

„Ich wollte nur meine Meinung zur Behandlung der Polizei letzte Nacht in Brixton hinzuzufügen. Ich lebe in Brixton, buchstäblich gegenüber der Polizei, daher hatte ich eine sehr gute Sicht auf den gesamten Ablauf.

Gegen 12:30 Uhr haben wir dummerweise entschieden, hinauszugehen und sehen, was vor unseren Augen geschieht, nachdem wir die Berichte gelesen hatten. Wir gingen durch die rauchschwadenbedeckte High Street und sahen Banden, die die Metallgitter des Pfandleihhauses aufrissen und buchstäblich durch die Tür hineinspazierten, um sich allen Schmuck, den sie finden konnten, unter den Nagel zu reißen.

Zuvor waren sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite in die Game Station eingedrungen, wo sie Ziegel und Leitern verwendeten, um die Fenster zu zerschlagen, bevor sie diese ausrauben. Aber in beiden Fällen stand die Polizei bei der Brücke in der Nähe der dann ausgebrannten Footlocker-Filiale auf der Brixton High Street, damit beschäftigt, Menschen am Vorbeigehen zu hindern, während buchstäblich vor ihren Augen die Plünderungen stattfanden.

Die Banden haben sich offen aus der Entfernung über die Polizei lustig gemacht, als sie dreist alles stahlen, was sie kriegen konnten. Nachdem sie etwa 15 Minuten zugeschaut hatte, rückte die Polizei langsam auf die Banden zu und verscheuchte sie. Aber inzwischen war der Schaden buchstäblich angerichtet und abgestaubt. Es hätte nur eines oder einiger Polizisten bedurft, um in der Mitte der High Street zu stehen und sie so abzuschrecken, doch nichts dergleichen.

Das schlimmste Ereignis - und am wenigsten in den Medien erwähnt - war die unsinnige Plünderung von Brixton Nandos. Eine sehr kleine Gruppe warf immer wieder Stühle gegen die Fenster, bevor sie nach einigen hektischen Versuchen brachen. Sie stahlen buchstäblich die Kassen im Ganzen (von denen ich annehme, daß sie leer waren), bevor drinnen ein Feuer entstand. Wir wohnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sodass wir den gesamten Bereich überblicken konnten. Die Polizei stand vor der Polizeistation in geschlossener Linie bis zum Nandos. Nach rund 40 Minuten tauchten Polizei und Feuerwehr auf, um etwa 2.40 Uhr.

Ich bin nicht blind gegenüber der Tatsache, dass es über ganz London ausgebreitete Unruhen gab. Doch der Mangel an Polizei in Brixton ermöglichte es, dass das alles gleich neben der Polizeistation geschah, was sehr verwirrend ist.

Die Situation wurde von der Polizei verschlechtert, weil sie weitgehend nur herumstand und zusah, bevor sie eingriff. Es hätte nur einiger Polizisten in der Mitte der Straße bedurft, um die Beschädigung der Game Station zu verhindern... "

11.20: Hier sind einige Zitate aus Nick Clegg:

„Lassen Sie mich klarmachen, hatte die Gewalt, die wir gestern Abend gesehen haben, hat zuabsolut nichts mit dem Tod von Herrn Duggan tun. Es waren unnötige, opportunistischen Diebstähle und Gewalttaten - nicht mehr und nicht weniger.“

Es ist völlig inakzeptabel, und die Menschen, die gelitten haben, sind diejenigen, die ihre Geschäfte verloren haben, Ladenbesitzer, die ihre Läden verloren haben, Familien, die ihre Häuser verloren haben, und viele Menschen, die sehr bedroht in ihren eigenen Vierteln fühlen."

Er sagte, die Regierung stand „Seite an Seite" bei den Opfern und verurteilte die Unruhen und Plünderungen aufs Schärfste, und fügte hinzu, es gebe "keinerlei Rechtfertigung" für die Erzeugung von Gefühlen von „Unsicherheit".

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